Translater:
"Aber
Deutschland lebt doch vom Export...!"
Ist es vorteilhaft, wenn ein Land sich ganz dem Export verschreibt? Was bringt der Titel Exportweltmeister außer einer fatalen Abhängigkeit und Fehleinschätzung?
Trotz weltweiter Finanz- und Wirtschaftskrise wollen viele Journalisten und Politiker immer noch nicht die Wahrheit sehen. Sie verbreiten ungerührt weiterhin die unaufrichtige Parole, Deutschland sei auf eine extrem hohe Exportquote angewiesen und könne dies auch nicht mehr ändern. Denn schließlich müsse das Land seine Rohstoff- und Energieimporte doch irgendwie bezahlen. Doch diese Argumentation ist im höchsten Maße verlogen und unseriös. Aus folgenden Gründen:
1.
Die
derzeitigen Importe an fossilen Brennstoffen und anderen Rohstoffen
machen weniger als ein Zehntel unserer Gesamteinfuhren
aus.
Sie
könnten also selbst dann noch finanziert werden, wenn unser
Export um 90 % verringert würde.
2.
Die
noch bestehende starke Abhängigkeit von Energieimporten
könnte weitgehend abgebaut
werden.
Denn
die alternative Energieerzeugung wird immer leistungsfähiger,
Deutschland verfügt zudem über riesige Kohlevorkommen. Und
über eine
höhere Energiesteuer (über
deren Einnahmen könnten Sozialversicherungsbeiträge gesenkt
werden) würde der gigantischen Verschwendung fossiler
Brennstoffe Einhalt geboten.
Dass wir also das überdimensionierte Exportvolumen brauchen, um
unsere Rohstoffimporte zu finanzieren, entpuppt sich schnell als
faustdicke Lüge. Aber auch in anderer Hinsicht wird das Volk
verdummt.
3.
Ein Abschied vom Globalisierungswahn hat rein gar nichts mit einem
Verzicht auf den Welthandel zu tun!
Warum
wird immer noch so getan, als sei der Abbau der
Exportabhängigkeit gleichbedeutend mit einer Abschottung?
Auch vor der Globalisierung (also vor der weitgehenden Abschaffung
der Zollgrenzen) hat Deutschland einen lebhaften Außenhandel
betrieben. Niemand will den Welthandel abschaffen, was soll
das dumme Gerede! Es geht lediglich um eine
Normalisierung!
Die
internationale Arbeitsteilung wurde
zur Perversion getrieben. Es ist markttechnisch und ökologisch
aber wenig sinnvoll, die Bauteile einer elektrischen Zahnbüste
in 15 verschiedenen Staaten fertigen zu lassen (wie es heute leider
geschieht).
4.
"Exportweltmeister":
Die amtlichen Zahlen stimmen nicht!
Im
Übrigen darf man unseren Exportstatistiken nicht sonderlich
trauen. Denn das, was wir so stolz exportieren, stammt zu
überwiegenden Teilen von ausländischen Zulieferern. Uns
werden Exportleistungen und Wertschöpfungen vorgegaukelt, die
nur auf dem Papier stehen und uns den Kopf verdrehen.
Leider sorgen unsere schönfärberischen
Handels- und Leistungsbilanzen
auch im Ausland für Missgunst und Unmut und schüren dort
das Anspruchsdenken gegenüber Deutschland. Würden die
angeblichen jährlichen Leistungsbilanzüberschüsse von
200 bis 300 Milliarden Euro sich tatsächlich bewahrheiten,
wäre das Weltfinanzsystem vermutlich längst kollabiert.
Warum wird nicht untersucht, wo die über Jahrzehnte
angehäuften Billionensummen geblieben sind? Wo steckt das Geld?
Existiert es am Ende gar nicht? Wurden die vielen Importe nach
Deutschland (vor allem von Privatpersonen) ordnungsgemäß
verbucht und versteuert, betrügerische Karusselgeschäfte
mit dem Ausland unterbunden, Investitionen im Ausland (Bau von
Fabriken) und die Geldanweisungen der Migranten an ausländische
Familienangehörige objektiv gegengerechnet? Wer naiv den
Handelsbilanzüberschuss für bare Münze nimmt, der
meint vermutlich auch, es gäbe in Deutschland keine
Schwarzarbeit.
5.
Die
Globalisierungstheorie hat sich längst widerlegt!
Vierzig
Jahre lang wurde dem deutschen Volk eingeredet, dass es als
Exportweltmeister von der Globalisierung besonders profitiere. Dabei
sind in dieser Zeit trotz sensationeller technologischer Fortschritte
(Computer, Mikrochips) und steter
Produktivitätsverbesserungen
die
realen Nettolöhne deutlich gesunken.
Vor
vierzig Jahren noch konnte ein alleinverdienender Handwerker
seine vierköpfige Familie ernähren - heute wäre das
ohne massive staatliche Unterstützungen nahezu unmöglich.
Vor vierzig Jahren brauchte so gut wie niemand Angst um seinen
Arbeitsplatz haben - heute zittern selbst die Eliten um ihren Job.
Dafür gibt es zigmillionenfach befristete Arbeitsverträge,
Zeitarbeit oder Minijobs.
Und dennoch stellen sich auch heute noch Politiker und Journalisten
hin und verkünden lauthals ihre
abstruse Globalisierungs-Wohlstandstheorie und beschwören den
vermeintlichen Fachkräftemangel.
6.
Die
Welt wird uns beweisen, dass sie deutsche Produkte gar nicht
braucht!
Die
sich anbahnende globale Wirtschaftskrise wird die Welt gewaltig
verändern. Trotz aller feierlichen Beteuerungen werden andere
Länder zunehmend dahinterkommen, dass ein global vernetzter
Welt- und Finanzhandel kaum noch zu bändigen und zu
kontrollieren ist. Die Folgen der daraus herrührenden
Spekulationsblasen können nicht ewig über Steuereinnahmen,
druckfrische Gelder der Notenbanken und eine marktfeindliche
Nullzinspolitik kaschiert werden! Auch diese Einsicht wird sich
durchsetzen.
Schließlich wird man erkennen, dass Zölle nichts
grundsätzlich Böses sind, weil sie die gravierenden
Ungleichheiten in der Standortfrage offen und ehrlich
ausgleichen. Letztlich wird gar die Einsicht triumphieren, dass
ein Zoll-Protektionismus um ein Vielfaches humaner und
marktwirtschaftlicher ist als der allgemein praktizierte
verdeckte
Subventions-Protektionismus.
Und
wenn Deutschland eines Tages seine Waren nicht mehr im gewohnten
Umfang im Ausland absetzen kann, dann wird man vielleicht auch
hierzulande begreifen, dass es nicht unfein sein muss, den eigenen
Güterbedarf größtenteils selbst zu erarbeiten und aus
eigenen Anstrengungen zu decken.
Es fällt den Deutschen sicherlich kein Zacken aus der Krone,
wenn sie ihre Waschmaschinen, Fernseher, Computer, Speicherchips,
Handys, ja sogar ihre Hemden
und Schuhe
wieder zum Großteil selbst produzieren.
Sie haben es ja bereits einmal vorexerziert. Sie haben es einmal
gekonnt, waren in vielen Bereichen sogar Weltspitze und erarbeiteten
sich durch ihre Vielseitigkeit das Wirtschaftswunder der
1950er und 1960er Jahre sowie eine weltweite Anerkennung.
Meine in diesem Aufsatz dargelegten Ansichten beruhen keineswegs auf neuen Erkenntnissen, die ich erst angesichts der Krise 2008 gewonnen habe. Schon vor 30 Jahren warnte ich vorm drohenden Niedergang und wandte mich sogar persönlich an viele Spitzenpolitiker, um eine Kursänderung zu erreichen. Leider nur mit mäßigem Erfolg.
Mittlerweile
gelangen auch führende Wirtschaftsexperten und Historiker zu der
Auffassung, Deutschland sei seit Jahrzehnten einem Exportwahn
verfallen und Alternativen nicht mehr zugänglich.
Siehe
dazu auch den Artikel im SPIEGEL vom 30. 12. 2023, Seite 56: "Der
Exportstolz der Deutschen ist irrational".
Mit
dreisten Verdrehungen wird noch immer versucht, die
Globalisierung schönzureden... Viele
prominente Wirtschaftsexperten behaupten immer noch,
dass
die
internationale Arbeitsteilung die Arbeit effizienter und die
Produkte billiger mache. Der
Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman meint:
Wenn wir alle Protektionisten werden, macht das
die
schwer
erkämpften Errungenschaften aus 70 Jahren
Handelsgesprächen zunichte
-
und es könnte Jahrzehnte dauern, dies wieder
zurückzudrehen."
Meine
Meinung dazu: Wie kommt man zu solch dreisten Behauptungen,
wie kann man nur so uneinsichtig sein?
Als
Deutschland noch weitgehend Selbstversorger war, verdoppelte
sich etwa alle 25 Jahre der allgemeine
Wohlstand
(die
realen Nettolöhne). Was nützen scheinbar "billige"
Produkte, wenn die Kaufkraft insgesamt
abnimmt?
Eine
sinkende Kaufkraft beweist das genaue Gegenteil von
effizienterer Arbeit und billigeren Produkten. Der Abbau der
Zölle (die
internationale Arbeitsteilung)
sorgt also nicht für mehr Wohlstand - es ist genau
umgekehrt.
Meine Meinung dazu: Von welchen "Errungenschaften"
ist hier die Rede? Was versteht der Herr Krugman unter
Protektionismus?
Denn der Protektionismus wurde ja nicht abgeschafft,
sondern nur verlagert (Subventions- und
Währungs-Protektionismus statt Zoll-Protektionismus).
Zur Diskussion stehen auch nicht die "Errungenschaften" der
letzten 70 Jahre, sondern die gravierendsten Fehler der
letzten 40 Jahre. Der Zeit also, die geprägt wurde
vom drastischen Abbau der Zölle und dem
globalen
Dumpingsystem.
Will Herr Krugman diesen Zollabbau tatsächlich als
große Errungenschaft feiern, wo doch die Löhne
seither sinken und die Arbeitnehmer und Staaten dieser Welt
gegeneinander ausgespielt werden? Oder will er gar die
Deregulierung der Finanzmärkte als
Errungenschaft preisen, die durchschaubar und
unkontrollierbar geworden sind?
Nachtrag
8. März 2019 (nur ein Beispiel von vielen):
Vorsicht
vor Geisterdebatten!
Gestern
sah ich in unserem Staatsfernsehen eine interessante Talkshow
(Maybrit Illner) über die Globalisierung, die neuen
wirtschaftspolitischen Herausforderungen, den Umgang mit China und
den USA. Die diskutierenden Gäste erwiesen sich allesamt als
ausgesprochen kompetent und intelligent. Trotzdem redeten sie immer
wieder um den heißen Brei herum. Es kam mir vor wie der Tanz um
das goldene Kalb.
Die Debattierenden verabscheuten die Zölle (nur darin waren sie
sich einig), plädierten aber gleichzeitig für andere
Schutzmaßnahmen, um die europäische Wirtschaft im
globalen Wettkampf wettbewerbsfähig zu erhalten. Aber aufwendige
staatliche Grundlagenforschungen, kostspielige
Infrastrukturanbindungen, hohe Subventionen und Billigkredite an die
Unternehmen, Wagniskapital für Start-ups, großzügige
Lohnzuschüsse, Mehrwertsteuererstattungen bei Exporten,
Staatsbeteiligungen an kränkelnden Geschäftsbanken,
geförderte Konzernfusionen (Bildung von "European Champions")
usw. sind schließlich auch Protektionismus pur.
Und sich über "America first" mächtig aufregen,
gleichzeitig aber zu fordern, bei der öffentlichen
Auftragsvergabe EU-Firmen zu bevorzugen und Firmen zu bestrafen, die
europäischen Interessen zuwiderlaufen - was ist das denn? Das
ist doch wohl eindeutig "Europe first".
Diese Doppelmoral ist es, die uns alle narrt und unsere Probleme
unlösbar erscheinen lässt. Ohne Protektionismus wird kein
Staat und auch kein Völkerbund (keine EU) den mörderischen
globalen Dumpingwettbewerb überstehen. Diese Lehren sollte man
aus der Vergangenheit längst gezogen haben. Damit endlich die
Debatte einsetzen kann, welche Art von Protektionismus der
Menschheit die meisten Vorteile bringt.
Nachtrag
8. 1. 2020:
Getürkte
Exporte innerhalb der EU!
Deutsche
Wirtschaftsforscher vermelden (endlich) einen gigantischen
Mehrwertsteuerbetrug. Laut offzieller Zahlen ergab sich letztes Jahr
innerhalb der EU ein Handelsüberschuss von 307 Milliarden Euro.
Bei einem Handel mit sich selbst kann es aber eigentlich keine
Überschüsse geben. Der Exportschummel kostet die EU-Staaten
allein schon bis zu 60 Millliarden Euro. Weitere
Steuereinnahmeverluste gibt es mit vorgetäuschten Exporten in
außereuropäische Länder. Der aufgebauschte Welthandel
(Zollabbau, "internationale Arbeitsteilung") lässt sich
steuerlich schon lange nicht mehr kontrollieren. Aber für den
Kauf unserer Brötchen brauchen wir neuerdings eine
kostenaufwendige Bonpflicht. "Verkehrte Welt" möchte man
meinen.
Nachtrag: Das Ausland macht Druck...
Eine herzliche Bitte: Sollte Ihnen dieser Artikel (https://www.das-kapital.eu/exportweltmeister.html) gefallen haben, empfehlen Sie ihn bitte weiter. Denn nur die allgemeine Aufklärung der Bevölkerung ebnet den Weg für notwendige Veränderungen. Es dankt Ihnen Manfred J. Müller
Anmerkung:
Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im
Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen
Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und
Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.
Bücher
von Manfred J. Müller
Was
ist dreist?
Dreist
ist, wenn trotz eines seit 1980 anhaltenden schleichenden Niedergangs
und Lohnrückgangs immer noch am zollfreien Welthandel, am
Subventionswettlauf, am Euro, am EU-Bevormundungs- und
Bürokratiemonstrum, an der Umwandlung Deutschlands zum
Multikulti-Vielvölkerstaat, an der kollektiven
Erbschuldideologie usw. festgehalten wird.
Startseite
www.das-kapital.eu
© Dieser Text ist die Zusammenfassung einer Studie des
unabhängigen, parteilosen Wirtschaftsanalysten und Publizisten
Manfred J. Müller aus Flensburg.
Erstveröffentlichung 2009, geringfügige Aktualisierung
2019. Impressum