Lohndumping:
Die Erfolgsbilanz der deutschen
Politik
und
der sie unterstützenden Medien!
Wie erfolgreich war die deutsche Politik in den letzten vier Jahrzehnten bezüglich der Erwerbseinkommen, Arbeitslosenzahlen, Verkehrsbelastung (Umweltschutz), Entbürokratisierung, Produktivität, Lebensqualität usw.?
Der Vergleich (Parole: "Noch nie ging es uns so gut wie heute!")
Vor allem
auf diesem Gebiet ist man sehr erfinderisch
und trickreich,
um das wahre Ausmaß des Elends zu verschleiern. Dabei
wären die Probleme unter normalen Umständen noch
weit gravierender. Denn nur die abenteuerliche
Billiggeldschwemme (dessen Ausgang ungewiss ist) sorgt
für die derzeitige konjunkturelle
Scheinblüte. Wie sich
eine Volkswirtschaft tatsächlich entwickelt hat (wie
klug die Politik der letzten Jahrzehnte war), dokumentiert
sehr anschaulich die
Entwicklung der inflationsbereinigten Nettolöhne und
Renten. Das
Lkw-Transportaufkommen auf deutschen Straßen hat sich
in nicht einmal 40 Jahren vervierfacht! Obwohl die Kaufkraft
der Erwerbstätigen und Rentner sank! Ja, bis
auf das Vorzeichen hat sich wenig geändert. Aber das
Vorzeichen ist nun einmal wichtig. Auch wer
von Wirtschaftspolitik wenig versteht wird einsehen, dass
das jährliche Produktivitätswachstum das Maß
aller Dinge ist. Warum also hat sich dieser entscheidende
Faktor dermaßen verringert? Wo doch so herausragende
technologische Fortschritte gelungen sind (Automatisierung,
Digitalisierung)?
BRD+DDR 1980 (Gesamtbevölkerung 61,7+16,7 = 78,4 Millionen
Einwohner):
ca. 900.000 offizielle Arbeitslose
Besonders verwegen, aus den beklemmenden Zahlen auch noch
Beschäftigungserfolge und einen vermeintlichen
Fachkräftemangel
abzuleiten.
Deutschland
2018 (Gesamtbevölkerung 82 Millionen
Einwohner):
ca. 2,3 Millionen offizielle Arbeitslose
BRD+DDR
1980:
+ ca. 300.000 in der verdeckten Arbeitslosigkeit
Deutschland
2018:
+ ca. 3 Millionen in der verdeckten
Arbeitslosigkeit
BRD+DDR 1980:
prekäre Beschäftigungsverhältnisse (befristeter
Arbeitsplatz, Leih- und Zeitarbeit, Zahlung unter Tarif, nicht
planbare Zukunft usw.): nahezu unbekannt
Deutschland
2018:
prekäre Beschäftigungsverhältnisse: ca. 15
Millionen (trotz hochriskanter
Billiggeldschwemme)
BRD 1980:
Erwerbseinkommen
(reale Nettolöhne und Renten), berufsbezogen (also kein
verklärender Mix aus Reich und Arm): 100 %
Auch bei dieser Bilanz zeigt sich ein sehr düsteres
Bild.
Alte
Bundesländer 2018:
Erwerbseinkommen (reale Nettolöhne und Renten),
berufsbezogen:
85
%,
also ca. 15 % niedriger als 1980
BRD+DDR 1980:
Transportaufkommen
auf deutschen Straßen: 100 %. Das krasse
Lohngefälle innerhalb der EU sorgte dann für
Produktionsverlagerungen ins Ausland und einen absurden Waren- und
Pendlertourismus.
Schuld an diesem Missstand ist das Dumpingsystem - global
und innerhalb der Europäischen Union. Weil es kaum noch
Zölle gibt, werden Fabriken dorthin verlagert, wo die
Löhne, Unternehmenssteuern und Umweltauflagen am
niedrigsten sind. Das führt zu irrwitzig langen
Lieferketten und einem absurden Warentourismus.
Deutschland
2018: Transportaufkommen
auf deutschen Straßen: 400 %! Obwohl sich die Kaufkraft
verringert hat! Aber wenn's ums Klima geht, wird darüber nicht
geredet, der Ruf der EU darf keinen Schaden nehmen.
BRD 1980: Kapitalrendite:
2 % Realrendite bei festen Spareinlagen
Es ist doch eigentlich unfassbar, dass die heutige
Scheinkonjunktur nur noch über eine Billiggeldschwemme
über Wasser gehalten werden kann. Es ist
unerträglich, wie Sparer und Besitzer von
Lebensversicherungen schleichend enteignet werden und der
Staat aus dieser marktfeindlichen Manipulation auch noch
seinen Nutzen zieht (indem er 50 Milliarden Euro pro Jahr an
Zinsaufwendungen spart).
Wie ehrlich sind etablierte Parteien, wenn sie nicht einmal
im Wahlkampf ihr gewagtes Vorgehen rechtfertigen.
Deutschland
2018: Kapitalrendite:
2 % Realverluste bei festen Spareinlagen
BRD 1980: Produktivitätswachstum:
jährlicher Durchschnittswert ca. 3 %
Kann es sein, dass unsere Eliten und "Denkfabriken" dieser
Schicksalsfrage ausweichen? Weil sie zu unangenehmen
Rückschlüssen führen könnte
(Überbürokratisierung, Unproduktivität der
europäischen und internationalen Arbeitsteilung)?
Erweist sich der von der Kapitallobby gepriesene
Zollfreihandel am Ende als Irrweg?
Alte
Bundesländer 2018:
Produktivitätswachstum:
jährlicher Durchschnittswert ca. 0,6 %
BRD 1980:
Wirtschaftssystem:
Eine funktionierende soziale Marktwirtschaft.
Deutschland
2018:
Wirtschaftssystem:
Ein undurchschaubarer, unkontrollierbarer Kasinokapitalismus,
der nur über eine Billiggeldschwemme aufrecht erhalten wird.
Aus all diesen
Veränderungen nun abzuleiten, Deutschland profitiert "ganz
besonders" vom Zollfreihandel, der Globalisierung, der EU, dem Euro,
der Zuwanderung usw., wäre doch wohl mehr als vermessen!
Viele mediengesteuerte Menschen denken halt recht eingleisig: Sie
haben nur die vielen Exporte im Sinn, ignorieren dabei aber unsere
gigantische Importabhängigkeit, die langen Zulieferketten und
dass Deutschland kaum noch etwas im Alleingang produzieren kann.
Bezüglich der Zuwanderung denken sie in erster
Linie an den herbeigeredeten Fachkräftemangel, die
Schließung von Lücken in der Pflege oder auf dem Bau. Sie
übersehen aber dabei, dass durch die Zuwanderung an anderer
Stelle weit schlimmere Lücken aufgerissen werden (es fehlt dann
an Wohnungen, Straßen, Schulen, Kindergärten und
Krankenhäusern, an Ärzten, Dolmetschern, Lehrern, Juristen,
Richtern, Polizisten, Betreuern, Verwaltungsbeamten usw.). Denn
Zuwanderer sind nun einmal keine Maschinen. Sie leben nicht von Luft
und Liebe, sondern müssen in allen Belangen versorgt werden.
Ihre Arbeitsbilanz ist im Durchschnitt schlechter als bei den
Einheimischen (Sprachprobleme, niedrigeres Bildungsniveau, geringere
Beschäftigungsquote). Oder darf in einem Land der vermeintlichen
Presse- und Meinungsfreiheit selbst das nicht mehr erwähnt
werden?
Realitätsverweigerer
Was ich in
Diskussionen immer wieder beobachte, ist eine weitverbreitete
Ungläubigkeit und Voreingenommenheit. Man bezweifelt meine oben
präsentierten Daten, vor allem was den Anstieg der
Arbeitslosigkeit betrifft. Für diese Skeptiker sind meine Zahlen
wie ein Schock, derweil ihnen über die Medien doch nahezu
täglich ein Fachkräftemangel und Beschäftigungsrekorde
vorgegaukelt werden. Wenn nun ihr Weltbild der Glückseligkeit
dermaßen demontiert wird, reagieren sie verärgert und
abweisend. Sie verlieren sich in Erbsenzählerei und meinen, man
könne die Zahlen von damals mit heute einfach nicht vergleichen
(zumal es 1980 noch zwei deutsche Staaten gab).
Aber wer ausgiebig im Internet oder in Lexika recherchiert, wird
meine Ergebnisse weitgehend bestätigt finden. Selbst wenn man
die DDR aus dem Vergleich herausnimmt. Und ob nun am Ende die Zahl
der Erwerbslosen sich in Westdeutschland seit 1980 um 300, 350 oder
400 % erhöht hat, spielt am Ende keine große Rolle (ist
auch eher eine Sache der Definition und Zuordnung).
Im Übrigen geht es ja nicht nur um Deutschland - die Trends
sind in allen westlichen Hochlohnländern ähnlich (auch
ohne Wiedervereinigungseffekte). Und das ist das Problem. Wie kann es
sein, dass sich trotz aller technologischen Fortschritte (und einer
Verdoppelung der Produktivität) sich die allgemeine
Lebensqualität verschlechtert? Dieses Rätsel gilt es zu
lösen! (In vielen EU-Staaten sind trotz Nullzinspolitik auch
noch die Staatsschulden dramatisch angestiegen.)
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Impressum
©
Manfred Julius Müller (unabhängiger, parteiloser
Wirtschaftsanalyst und Zukunftsforscher). Erstveröffentlichung
Oktober 2009
Anmerkung:
Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im
Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen
Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und
Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.
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von Manfred J. Müller
Man
kann nicht ständig das, was der normale Menschenverstand und die
Mehrheit der Bevölkerung für gut und richtig befinden, als
rechten Populismus abtun. Täte man dies, wäre nur noch eine
gegen das Volk gerichtete Politik legitim. Das wäre jedoch eine
Perversion der Demokratie!