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Agenda 2010, Bürgergeld. Damit Arbeit nicht mehr lohnt?!

Was haben die Politiker mit der Agenda 2010 ihren Bürgern angetan? Sie haben die Gesetze der Vernunft und Moral auf den Kopf gestellt und ein leistungsfeindliches Unrechtsklima geschaffen!

 

Wachsendes Unrecht …
Auch 15 Jahre nach Einführung der hochgelobten Agenda 2010 ist es noch so, dass es Hartz-IV-Haushalten finanziell oft besser geht als solchen, die für ihren kargen Lohn hart arbeiten und sich täglich im Berufsalltag beweisen müssen.
Weil Leistungsbezieher neben den hohen Bargeldbezügen eine Rundum-Vollkasko-Absicherung genießen. Egal was passiert, der Staat haftet und springt helfend ein. Nette Sozialberater finden immer einen Ausweg wenn es irgendwo kneift, wenn zum Beispiel die Waschmaschine leckt, die Kinder Nachhilfe brauchen, man juristischen Beistand benötigt (man zum Beispiel gegen Hartz-IV-Bescheide klagen möchte).

Die nachstehende Tabelle beruht auf den Zahlenwerten von 2013. Seitdem hat sich die Situation für viele Werktätigenfamilien im Vergleich zu den Erwerbslosenfamilien sogar noch deutlich verschlechtert (weil ihnen Sonderhilfen nicht zustehen, die für Hartz-IV-Familien neu eingeführt wurden und Wohungsmieten samt Nebenkosten überproportional teurer wurden).

 

Bereits 2008 habe ich auf das himmelschreiende Unrecht der Agenda-2010- bzw. Bürgergeld-Vollkaskoabsicherung aufmerksam gemacht. Erst im Dezember 2023, scheint das Desaster auch in der Politik und aufmerksamen Leitmedien so richtig anzukommen! Wobei das wahre Ausmaß (die vielen unbeachteten Sondervergünstigungen für Bürgergeldempfänger) verheimlicht, verschleiert oder gar nicht erst erkannt wird.

 

Modellrechnung Hartz-IV-Familie
Vater, Mutter, 2 Kinder (5 und 12 Jahre)
Zahlenwerte von 2013 - inzwischen sind die Leistungen natürlich höher und es sind weitere Ansprüche hinzugekommen.

Modellrechnung Doppelverdienerhaushalt
Vater, Mutter, 2 Kinder (5 und 12 Jahre)
Zahlenwerte von 2013 - inzwischen sind die Löhne zwar gestiegen, aber mit der Inflation konnten sie nicht mithalten.

Grundeinkommen pro Monat
Alg II: Barleistungen 382+382+245+302+72 Schwangerschaftshilfe +72 Nahrungsmittelhilfe) = 1455,- Euro bar
zuzüglich Warmmiete inkl. Heizung und Nebenkosten = 1200,- Euro

Gesamteinkommen netto: ca. 2655,- Euro

Grundeinkommen pro Monat
Vater tätig als Lkw-Fahrer, 65 Arbeitsstunden die Woche, netto ca. 1600,- Euro
Mutter tätig als Verkäuferin, 40 Arbeitsstunden die Woche, Schichtbetrieb, netto ca. 1000,- Euro
Kindergeld 338,- Euro

Gesamteinkommen netto 2938,- Euro

Miete und Wohnnebenkosten sind zwar in den obigen Bezügen bereits enthalten - dennoch gibt es gravierende Unterschiede zum selbstverantwortlichen Arbeitnehmerhaushalt:
Wegen Geldmangel muss sich der Arbeitnehmerhaushalt oft
mit einer kleineren Wohnung bescheiden, muss die Heizung mehr herunterdrehen, beim Duschen sparsamer sein.
Die Hartz-IV-Familie kann in Vielem großzügiger sein - es wird ja eh vom Staat bezahlt.

Miete (eine so teure Wohnung wie die Hartz-IV-Familie kann sie sich oft nicht leisten)
Bei der Heizung muss sie extrem sparen (die Kosten werden nicht vom Staat übernommen).

Kirchensteuer: Fällt nicht an!

Kirchensteuer: Aus finanziellen Gründen sehen sich viele Steuerzahler gezwungen, aus der Kirche auszutreten.

Gewerkschaftsbeiträge: Fallen nicht an!

Gewerkschaftsbeiträge: Wer sich davor drückt, wird in vielen Firmen von den Kollegen ausgegrenzt. - 50,- Euro Sonderausgaben gegenüber der Bürgergeldfamilie

Kindergarten für das Fünfjährige: gratis

Zusatzaufwendungen für den Kindergarten: - 200,- Euro Sonderausgaben gegenüber der Bürgergeldfamilie

GEZ-Gebühr: gratis

GEZ-Gebühren: - 18,- Euro Sonderausgaben gegenüber der Bürgergeldfamilie

Zahnersatz, Verhütungsmittel, Arzneien: werden im vertretbaren Rahmen von der Kasse bzw. dem Amt bezahlt

Zahnersatz, Verhütungsmittel: - 40,- Euro Sonderausgaben gegenüber der Bürgergeldfamilie

Lehrmittelhilfe für den Schüler: 10,- Euro

Lehrmittelzuschuss: Fehlanzeige

Evtl. notwendige Nachhilfen für den Schüler: wird häufig vom Staat übernommen

Nachhilfen für den Schüler: - 60,- Euro Sonderausgaben gegenüber der Bürgergeldfamilie

Fahrgeld für den Schüler: wird erstattet

Fahrgeld für den Schüler: - 30,- Euro Sonderausgaben gegenüber der Bürgergeldfamilie

Klassenfahrten: gratis
(werden in der Regel vom Amt übernommen)

Für Klassenfahrten umgerechnet auf den Monat: - 30,- Euro Sonderausgaben gegenüber der Bürgergeldfamilie

Versicherungen: nicht notwendig (im Notfall zahlt Vater Staat)

Notwendige Versicherungen:
Lebensversicherung (zur Abdeckung der Beerdigungskosten), Hausratversicherung, Rechtsschutzversicherung, Haftpflichtversicherung: insgesamt ca. - 80,- Euro
Sonderausgaben gegenüber der Bürgergeldfamilie

Rücklagen für Renovierungen: nicht notwendig, muss der Staat für aufkommen

Aufwendungen für Renovierungen (umgelegt pro Monat): - 40,- Euro Sonderausgaben gegenüber der Bürgergeldfamilie

Rücklagen für besondere Aufwendungen, Reparaturen usw.: nicht notwendig, das Amt hilft im Notfall

Rücklagen für besondere Aufwendungen, Reparaturen (Waschmaschine), Ersatzbeschaffung usw.: - 30 Euro Sonderausgaben gegenüber der Bürgergeldfamilie

Hundesteuer: fällt nicht an

Hundesteuer: ca. - 10 Euro Sonderausgaben gegenüber der Bürgergeldfamilie

Fahrtkosten zur Arbeit: Fallen nicht an

Fahrtkosten zur Arbeit: - 150 Euro Sonderausgaben gegenüber der Bürgergeldfamilie

Sonstige geldwerte Vorteile, die dem Arbeitnehmerhaushalt kaum zur Verfügung stehen:
Suppenküchen, Tafeln (Gratis-Lebensmittel 1x pro Woche), Kleiderkammern, verbilligte Eintrittskarten usw: + 400,- Euro

Keine sonstigen geldwerten Vorteile (theoretisch Riesterrentenzuschuss usw. - aber dass kann sich ein Normalverdiener eh nicht leisten).

Schuldentilgung:
Angenommen, die Hartz-Familie hat 20.000 Euro Schulden - sie braucht sich aber darum keine große Sorgen zu machen, weil sie über kein pfändbares Einkommen verfügt.
(Ganz Abgebrühte nutzen dies aus, bestellen lustig weiter per Versand Dinge, die sie nie bezahlen können).

Schuldentilgung:
Ebenfalls wie bei der Hartz-IV-Familie 20.000 Euro - aber die Familie kann hier nicht einfach ihre Gläubiger wegen Zahlungsunfähigkeit abblitzen lassen - sie wird im Normalfall Monat für Monat mindestens - 200 Euro abtragen.

Tatsächliches Gesamteinkommen der Hartz-IV Familie unter Berücksichtigung nicht anfallender Zusatzkosten:
3300 - 4000 Euro
(je nach Inanspruchnahme der Sonderhilfen)

Gesamteinkommen des Doppelverdienerhaushaltes:
2938,- Euro
(unterm Strich also etwa 400 bis 1000 Euro weniger als die Hartz-IV-Familie)

Falsche Abrechnungen:
Stichproben haben ergeben, dass in vier von fünf Fällen den Hartz-IV-Beziehern über Jahre zuviel Geld ausbezahlt wird. Das liegt häufig an falschen Angaben der Antragsteller, oft aber auch an Flüchtigkeitsfehlern und mangelnden Kenntnissen der Jobcenter.
Nur in seltenen Fällen kommt es dagegen zu einer zu niedrigen Abrechnung (weil der Betroffene das natürlich sofort monieren würde und weil Sachbearbeiter jeglichem Ärger gerne aus dem Wege gehen und im Zweifelsfall eher im Sinne des Antragstellers entscheiden).

Durch Nebenjobs bzw. Schwarzarbeit wird in vielen Fällen das tatsächliche Einkommen der Hartz-IV- Familie noch kräftig aufgestockt.

Eigentlich wären die Aufwendungen für Erwerbstätigen-Haushalte noch höher, würde man auch noch andere versteckte Faktoren berücksichtigen: Höhere Aufwendungen für Frisur und Bekleidung (wer Kundenkontakt hat, muss mehr auf seine äußere Erscheinung achten), höhere Aufwendungen für Mahlzeiten (das Essen in der Mittagspause in der Stadt kommt teurer als zuhause), keine Prozesskostenhilfe usw.

Rein theoretisch hätten manche Erwerbstätigenfamilien evtl. zwar auch die Möglichkeit, Sonderhilfen zu beantragen (Miet- oder Kindergeldzuschuss). Diese Bittgänge unterbleiben aber oft aus Zeitmangel, wegen Unkenntnis und vager Erfolgsaussichten.
Ein Hartzer muss notgedrungen zum Amt. Der Malocher dagegen tut sich diese Schmach häufig erst an, wenn er gar nicht mehr weiter weiß).

Sinn der obigen Tabelle ist es zu verdeutlichen, dass es vielen 4-Personen-Haushalten finanziell weit schlechter geht als entsprechenden Hartz-IV-Familien.
Der Vergleich ließe sich sogar auf viele Akademiker- und Selbständigenhaushalte ausdehnen. Auch deren Verdienste fallen heute in den meisten Fällen recht bescheiden aus (vergleichbar mit den Facharbeiterverdiensten vor 40 Jahren). Denn sogenannte "Besserverdiener" haben selten Anspruch auf Zuschüsse, sie müssen für alles selbst aufkommen und unter Umständen sogar noch Angehörige (Eltern/Geschwister) unterstützen.
Die Diskrepanz verstärkt sich mit der Personenzahl. Bei einer sechsköpfigen Familie muss der Verdienst der Erwerbstätigen schon recht hoch sein, um finanziell gegenüber einer Hartz-IV-Familie mithalten zu können.

Manch außergewöhnliche Belastungen der Erwerbstätigen konnten bei diesem Vergleich nicht berücksichtigt werden.
Man denke nur einmal an die Kosten eines selbst verschuldeten Verkehrsunfalls auf dem Weg zur Arbeit. Der kann schnell passieren und 10.000 Euro kosten, von den gesundheitlichen Risiken (auch am Arbeitsplatz) einmal ganz abgesehen.

 

Achtung: Politik und Medien versuchen, den hier geschilderten Sachverhalt zu verschleiern. Indem sie Singlehaushalte als Vergleich heranziehen und wichtige Hartz-IV-Sonderleistungen ignorieren. Wohl wissend, dass sich die Lage mit jeder zusätzlich im Haushalt lebenden Person zugunsten der Hartz-IV- bzw. Bürgergeldbezieher deutlich verbessert. Weil eben die Hartz-IV-Leistungen für Kinder dreimal höher ausfallen als das Kindergeld und erwerbslose Lebenspartner zusätzlich mindestens 600,- Euro monatlich an Unterstüzung erhalten (inkl. Warmmiete). Statistiken in den Fernsehnachrichten (zur besten Sendezeit), die sich allein auf Singlehaushalte beziehen und belegen sollen, dass sich Arbeit doch noch lohnt, halte ich für grob fahrlässig und irreführend.

 

Die Agenda 2010 macht Deutschland zum weltweiten Sozialparadies!
Angesichts der großzügigen Sozialhilfen braucht sich niemand wundern, wenn Flüchtlinge aus der ganzen Welt unbedingt nach Deutschland wollen. Und wenn angesichts der realen Sogwirkung manche Leute von einem Asyltourismus sprechen, sollte man auch nicht gleich den Beleidigten spielen. Es gibt eben Leute, die benennen Dinge so wie sie sind.

 


„Das Schlaraffenland". Gemälde von Pieter Brueghel dem Älteren

 

Angesichts hoher Sozialleistungen braucht sich auch niemand über den Fachkräftemangel in unterbezahlten Berufen wundern.
Manche Sozialpolitiker meinen offenbar, Hartz-IV-Bezieher seien grundsätzlich dämlich und deshalb den heutigen Arbeitsanforderungen auch nicht gewachsen. Dem ist aber nicht so. Hartzer sind vielmehr oft sehr rational denkende Menschen. Sie sagen sich: "Warum in aller Welt soll ich mich für ein paar lumpige Kröten kaputtmachen, wo mir doch ohne Arbeit eine Vollversorgung garantiert wird? Warum soll ich mich abrackern, wenn wildfremde Menschen aus fernen Erdteilen mit ihrer Großfamilie hierzulande ein Gratisurlaub auf Lebenszeit genießen?".

 

Mythos Beschäftigungswunder …
Noch immer werden der Agenda 2010 unlautere Beschäftigungserfolge angedichtet. Es heißt, die Arbeitslosenzahlen hätten sich durch das umstrittene Reformprogramm im Verlauf von nur 15 Jahren halbiert, von ca. fünf Millionen auf 2,3 Millionen. Die Agenda ist auch in dieser Hinsicht mal wieder ein Beispiel, wie am Ende vieles verdreht wird und unsachliche Legenden gesponnen werden.
Einmal ganz sachlich: Durch eine falsche Schrödersche Sozialpolitik, relativ hoher Zinsen und einer schwächelnden Weltwirtschaft stiegen die Arbeitslosenzahlen 2003/2004 rasch an. Nach dem Regierungswechsel 2005 kam es zu einer Wende: Weil neue Bilanzierungstricks (ABM-Maßnahmen, 1-Euro-Jobs usw.) eingeführt wurden, wegen der Mehrwertsteuererhöhung die Lohnnebenkostenbelastung sank, Unternehmen durch Rationalisierungen wettbewerbsfähiger wurden. Seit 2008 halfen dann umfassende Konjunkturprogramme (Subventionen) und die in der Geschichte beispiellose, hochriskante Billiggeldschwemme, die einen Bauboom und Konsumrausch auslöste.
Wer immer noch darauf pocht, die Agenda 2010 habe das vermeintliche Beschäftigungswunder vollbracht, ist entweder ein Träumer oder ein unaufrichtiger Demagoge. Davon abgesehen: Heute sind die offiziellen Arbeitslosenzahlen immer noch fünfzehnmal höher als Anfang der 1960er Jahre (in denen es keine konjunkturstützende Billiggeldschwemme gab).

 

Nachtrag Dezember 2023:
Wegen der Aufstockung von Wohngeld und Kindergeldzuschlag kommt es immer häufiger vor, dass Mitarbeiter ihre monatliche Arbeitszeit reduzieren. Weil sie zum Beispiel bei 120 Stunden dank staatlicher Beihilfen netto nicht weniger verdienen als bei 167 Stunden. … Und dann wundert sich unser Sozialstaat noch über den wachsenden Fachkräftemangel … und meint, das Problem über die Zuwanderung lösen zu können.

 

Nachtrag 13. Juli 2019:
Schönfärberei hilft nicht weiter!
Meine Tageszeit befasste sich gesten ausführlich mit der Frage, ob sich Arbeit überhaupt noch lohne. In drei Fällen wurden Doppelverdienerhaushalte mit gleich großen Hartz-IV-Familien verglichen. Das Ergebnis dieser Analyse hat mich wenig überrascht: Natürlich standen die Familien mit eigenem Einkommen rein rechnerisch am Ende etwas besser da (umgerechnet ergab sich für diese ein Plus von 2,22 bis 3,58 Euro pro Arbeitsstunde).
Aber wie kommt es zu diesem positiven Ergebnis? Indem einfach wichtige Sozialhilfen für Hartz-IV-Familien unberücksichtigt bleiben. Zum Beispiel Sonderzahlungen für Anschaffungen oder Reparaturen von Möbeln und elektronischen Geräten, die Möglichkeit der nahezu kostenlosen Lebensmittelversorgung (Tafeln), der Wegfall von Kirchensteuern, Gewerkschaftsbeiträgen, Fahrtkosten zur Arbeit, Kosten für die Arbeitskleidung, Schüler-Nachhilfe, Klassenfahrten, juristische Auseinandersetzungen, Sterbekasse-Beiträgen, Zuzahlungen für Medikamente und Zahnersatz, GEZ-Gebühren, usw. usw. All diese vielen versteckten Zuwendungen und Beihilfen wurden in dem Zeitungartikel nicht berücksichtigt.
Zwar haben Erwerbstätigen-Haushalte bei geringerem Einkommen auch Anspruch auf eine soziale Aufstockung, aber damit fallen sie noch lange nicht in das Hartz-IV-Vollkasko-System. Zudem haben berufstätige Eltern kaum die Zeit, hinter jedem Euro hinterherzulaufen, um sich beim Amt dann vielleicht doch nur eine Abfuhr zu holen. Aus Zeitmangel haben Berufstätige oft nicht einmal die Möglichkeit, beim täglichen Einkauf die vielen Sonderangebote zu nutzen.

 

Nachtrag 30.November 2020:
Hartz-IV-Hilfen werden trotz Corona aufgestockt!
Jugendliche zum Beispiel erhalten bald 45,- Euro pro Monat mehr (eine Erhöhung um ca. 14 %). Wo soll das hinführen? Wie attraktiv soll Deutschland für Armutsflüchtlinge noch werden? Und wie soll das alles in Coronazeiten seriös finanziert werden? Will man wieder einmal bei den Rentnern sparen? Denn die werden sich im nächsten Jahr mit einer Nullrunde begnügen müssen, erhalten dann also nicht einmal einen Inflationsausgleich.

 

Nachtrag 26. März 2021:
Gericht stellt fest: Beamtenfamilie hat weniger Geld als ein Hartz-IV-Haushalt!
Das Oberverwaltungsgericht in Schleswig verglich im März 2021 die Einkommenssituation von vierköpfigen Familien. Sie stellte fest: Jemand aus der Besoldungsgruppe A7 (zum Beispiel ein Justizwachtmeister) kommt auf 24035 Euro netto, eine vergleichbare Familie in der Grundsicherung erhält dagegen 25280 Euro. Wobei der Hartz-IV-Familie noch alle möglichen Sonderleistungen zustehen, denn sie ist schließlich fest verankert im sozialen Vollkaskosystem.

 

Nachtrag 8. 11. 2022:
884,- Euro im Monat weniger für Erwerbstätige?
Das Kieler Insitut für Weltwirtschaft erstellte Fallstudien über das neue Bürgergeld, das zum 1. Januar 2023 eingeführt werden soll. Dabei hätte z. B. eine fünfköpfige Familie und einem Alleinverdiener mit Mindestlohn (40-Stunden-Woche) bis zu 884 Euro im Monat weniger als ein entsprechender Bürgergeld-Haushalt. Kritiker dieses Beispiels monierten, dass der Arbeitnehmerhaushalt Anspruch auf aufstockende Sozialleistungen hätte, die nicht berücksichtigt wurden. Dieser Einwand ist zwar berechtigt, aber wie sieht es denn in der Praxis aus? Da beantragen doch viele Erwerbstätige gar nicht die Sozialhilfen! Entweder aus Scham, aus Zeitmangel, aus Unwissenheit oder weil sie meinen, dass sich der Aufwand gar nicht lohnt und ihnen wegen ein paar Euro der Stempel eines Sozialhilfeempfängers anhaftet. Daher ist es oft umgekehrt: Die Diskrepanz zwischen Bürgergeld und Erwerbslohn ist größer, als in den Modellrechnungen aufgezeigt. Weil eben viele Sondervergünstigungen der Bürgergeldbezieher unberücksichtigt blieben! Schließlich sind Erwerbslosenfamilien voll in das Beratungsystem des Amtes eingebunden. Und sie haben sogar Anspruch auf einen kostenlosen juristischen Beistand.

 

Stand November 2022:
Würde in einem Zweipersonen-Erwerbslosenhaushalt jemand arbeiten wollen, müsste er schon gerne 2000,- Euro netto verdienen, um das Hartz-IV- Niveau zu erreichen. Mit jeder weiteren im Haushalt lebenden Person erhöht sich dieser Betrag um ca. 700,- Euro. Ein Alleinverdiener müsste in einem 3-Personen-Haushalt also schon gerne auf ein Nettoeinkommen von 2700,- Euro und bei einem 4-Personen-Haushalt von 3400,- Euro kommen.

 

Nachtrag August 2022:
Lohn- und Preisvergleiche 1957 zu 2022
Letztens fand ich einen Einkaufszettel meiner Mutter aus dem Jahr 1957, der recht interessant ist.
1. Zahl Lohn/Preis 1957 (in der BRD), 2. Zahl die Angaben von 2022 (in Deutschland). Alle Angaben in Euro für handelsübliche, möglichst vergleichbare Qualitäten. Die Preise von 2022 schließen die Nutzung von Sonderangeboten ein. Beispiel Rama, 500 g kostet derzeit (August 2022) normalerweise 2,19 Euro, im Sonderangebot aber nur 1,29. Hier wurde dann ein Mittelwert gezogen. 1957 galt noch die Preisbindung, da brauchte man auf Sonderangebote nicht achten (weil es sie nicht gab).

Einkommen:
Durchschnittlicher Vollzeit-Bruttolohn - 1957: 216,- Euro, 2021: 4208,- Euro
Kindergeld für 3 Kinder 1957: 10,- Euro, 2021: 663,- Euro

Lebensmittelpreise:
1 Kokosmakrone (vom Bäcker) - 1957: -,05 Euro, 2022: 1,90 Euro
1 Rumkugel (vom Bäcker) - 1957: -,05 Euro, 2022: 1,90 Euro
100 g Gebäck (vom Bäcker) - 1957: -,21 Euro, 2022: 1,50 Euro
1 Paket Vollkornbrot 500 g (vom Bäcker) - 1957: -,55 Euro, 2022: 3,- Euro
1 Kugel Eis mit Waffel - 1957: -,05 Euro, 2022: -,90 Euro
100 g Bonbons - 1957: -,30 Euro, 2022: -,60 Euro
500 g Rama - 1957: -,66 Euro, 2022: 1,50 Euro
250 g Butter - 1957: -,92 Euro, 2022: 2,19 Euro
100 g Mettwurst - 1957: -,42 Euro, 2022: 1,- Euro
100 g Leberwurst - 1957: -,47 Euro, 2022: 1,30 Euro
100 g Wiener Würstchen - 1957: -,30 Euro, 2022: 1,- Euro
100 g fetten Speck - 1957: -,32 Euro, 2022: 1,50 Euro
100 g Käse - 1957: -,35 Euro, 2022: 1,40 Euro
1 Glas Marmelade 450 g - 1957: -,80 Euro, 2022: 1,80 Euro
1 Packung Zwieback - 1957: -,32 Euro, 2022: 1,20 Euro
1 Packung Cornflakes - 1957: -,40 Euro, 2022: 2,50 Euro
1 kg Zucker - 1957: -,62 Euro, 2022: 1,- Euro
1 Dose Apfelmus 850 g - 1957: -,47 Euro, 2022: 2,- Euro
1 Dose Erbsen 850 g - 1957: 1,15 Euro, 2022: 2,- Euro
500 g Nudeln - 1957: -,32 Euro, 2022: 1,20 Euro
10 Eier - 1957: 1,- Euro, 2022: 3,- Euro
1 Zitrone - 1957: -,11 Euro, 2022: -,30 Euro
500 g Kaffee - 1957: 6,20 Euro, 2022: 5,- Euro
1 Dose Kaffeesahne - 1957: -,20 Euro, 2022: -,50 Euro
1 Rolle Toilettenpapier - 1957: -,11 Euro, 2022: -,25 Euro
1 Packung Wackelpudding - 1957: -,18 Euro, 2022: -,60 Euro
500 g Haferflocken - 1957: -,37 Euro, 2022: 1,50 Euro

Was fällt uns bei diesen Preisvergleichen auf?
Lebensmittel sind im Vergleich zu früher recht billig geworden, wenn sie im großen Stil maschinell hergestellt werden. Backwaren, in denen noch viel Handwerksarbeit steckt, wurden dagegen extrem teuer. Das liegt auch daran, weil Löhne mit hohen Sozialabgaben belastet werden (anstatt die Sozialversicherungen hauptsächlich über Zölle, Konzern- oder Mehrwertsteuern zu finanzieren).
Außerdem wird deutlich, wie abgehoben heute das juristisch-staatlich garantierte "Existenzminimum" ist. 1957 kam ein fünfköpfiger Doppelverdiener-Haushalt mit einem Bruchteil dessen aus, was heute einer entsprechenden Hartz-IV-Familie zusteht.

 

In diesem Zusammenhang:
"Jede Hartz-IV-Sanktion ist eine zuviel!" (Wirklich?)
Hartz IV: Ist das deutsche Existenzminimum eine Zumutung?
Zwingt das Grundgesetz unsere Demokratie in eine Zwangsjacke?
Pressefreiheit und Pressediktatur am Beispiel der vermeintlichen Kinderfeindlichkeit!
Fachkräftemangel: Soll Deutschland für 400.000 Zuwanderer und 600.000 Familienangehörige jährlich 100 Städte mit 10.000 Einwohnern bauen??? Wie viele Fachkräfte würden allein dafür benötigt?

 

90 % der in den 1950er Jahren lebenden Kinder sind nach heutigen Begriffen in extremer Armut aufgewachsen. Das Familieneinkommen betrug preisbereinigt nur ein Bruchteil des heutigen Bürgergeldes (Hartz IV). Dennoch haben fast alle diese Kinder ihr Leben hervorragend gemeistert. Ist viel Geld wirklich die Voraussetzung für schulischen und beruflichen Erfolg?

 


Wie beurteilen Sie die obige Analyse?
(Sie können auch mehrere Antworten anklicken)

 Zustimmend:

Dass es vielen drei-, vier- oder fünfköpfigen Hartz-IV-Familien finanziell besser geht als entsprechenden Durchschnitts- oder gar Doppelverdienerhaushalten, ist ein absolutes No-Go, ein Skandal.

Die üppige Vollkaskoabsicherung für Erwerbslosenfamilien (die es für Erwerbstätige so nicht gibt) ist mitverantwortlich für den Fachkräftemangel in manchen Bereichen.

 

Ablehnend:

Ich bezweifle die Aufrechnungen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass seriöse Sozialpolitiker derartige moral- und gesellschaftsschädigende Ungerechtigkeiten zulassen.

Wenn es erwerbslosen, aus fremden Kulturen zugewanderten Kriegs- oder Wohlstandsflüchtlingsfamilien auf Dauer besser geht als stressgeplagten deutschen Arbeiterfamilien, ist das okay. Das schürt keine Ressentiments und keinen Fremdenhass.

Es ist völlig normal, dass es trotz hoher Massenarbeitslosigkeit einen akuten Fachkräftemangel gibt.
Zusatzinformation: Die Tricks bei der Berechnung der Arbeitslosenzahlen
Zusatzinformation:
Wieso kommt es trotz hoher Massenarbeitslosigkeit in Deutschland zu einem Fachkräftemangel?

 

 

Eine herzliche Bitte: Sollte Ihnen dieser Artikel (https://www.das-kapital.eu/agenda-2010.html) gefallen haben, empfehlen Sie ihn bitte weiter. Denn nur die allgemeine Aufklärung der Bevölkerung ebnet den Weg für notwendige Veränderungen. Es dankt Ihnen Manfred J. Müller  
Eine weitere Bitte: Sollte Ihrer Meinung nach in obiger Abhandlung etwas fehlerhaft, unaufrichtig oder unklar dargestellt worden sein, teilen Sie es mir bitte unter m.mueller@iworld.de kurz mit. Ich werde den Absatz dann prüfen und ggf. abändern.

 

Darf man einem Menschen, der behauptet, die Agenda 2010 sei ein Erfolg gewesen und habe seriöse Arbeitsplätze geschaffen, noch irgendetwas glauben?

 

Hintergrund:
Mediendemokratie: Die Entmachtung (Bevormundung) der Bürger ging einher mit dem wirtschaftlichen Abstieg …

 

 

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Impressum
© Manfred Julius Müller (unabhängiger, parteiloser Wirtschaftsanalyst und Publizist). Flensburg.
Ein ähnlicher Artikel wurde von mir bereits im Dezember 2008 ins Netz gestellt. Von den etablierten Parteien wurde daraus aber kein Handlungsbedarf abgeleitet. Im Gegenteil: Die Verteilung sozialer Wohltaten (von Wahlgeschenken) auf Kosten der Erwerbstätigen und Rentner Schritt weiter voran.

 


Grundwissen im Widerspruch zu anerzogenen Mainsteam-Ideologien
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Die fiesen Tricks der Antidemokraten!
Ukrainekrieg, EU-Transfers, Flüchtlingsaufnahme, Aufrüstung: "Deutschland ist reich!"
Gegendarstellung)
„Deutschland ist nicht überbevölkert!"
Globaler Dumpingwettbewerb - was ist das eigentlich?
"Deutschland trägt eine historische Verantwortung!" (kurzer Kommentar)
Würde man die Inflationsrate korrekt bewerten, wären die realen Einkommensverluste noch viel höher!
"Der Tod ist ein Meister aus Deutschland" (kurze Gegendarstellung)
Ist Selenskyj ein Weltenretter oder ein Provokateur?
Terrorismus: Die unsägliche Instrumentalisierung von Wahnsinnstaten …
"Noch nie gab es so viele Beschäftigte wie heute!"
Wunschdenken: "Seit 1980 ist die Kaufkraft in Deutschland um 44 % gestiegen..."
Die Vor- und Nachteile und die Umsetzung des Lieferkettengesetzes …

Anmerkung: Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.

Bücher von Manfred Julius Müller …



Seit der Kaiserzeit hat sich die Produktivität in Deutschland verzehnfacht! Und trotzdem will man uns einreden, die Zahl der Rentner sei eine zu große Belastung und unser Land sei nicht mehr in der Lage, sich selbst zu versorgen, wir seien auf jährlich 400.000 Zuwanderer bzw. Billiglöhner aus dem Ausland angewiesen. Für wie dumm hält man uns?