Translater:
Wie
verlaufen Finanzkrisen?
Ursachen
und Folgen von Finanzkrisen. Wie tief werden wir noch
sinken?
Von
Manfred Julius Müller
Finanz-
und Staatsschuldenkrisen entstehen nicht grundlos. Sie sind
vielmehr die Folgen einer verfehlten Politik. Ursache der
aktuellen Krise ist eindeutig der globale
Dumpingwettbewerb,
der jegliche Fairness und Moral vermissen lässt. Durch
den Abbau der Zölle ist die Welt zum Spielball der
Konzerne und des Großkapitals geworden. Wie aber geht
es nun weiter. Wie wird der Markt und wie werden unsere
Politiker auf diese Herausforderung reagieren?
Finanzkrise
Phase
1
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Ursachen
und Folgen der Finanzkrise: 1. Akt
Eine
Blase baut sich
auf...
Durch
Fehleinschätzung des Marktes und
großzügig vergebene günstige
Kredite entsteht eine übertriebene Kauflaune.
Weil der Vorgang sich schleichend vollzieht,
erkennen viele Käufer nicht, dass die Preise
für Immobilien oder Aktien eigentlich
über das normale Maß hinausgeschossen
sind. Man vertraut allgemein darauf, dass ein seit
Jahren anhaltender Trend sich weiter
fortsetzt.
Im
Grunde funktioniert die sich aufbauende Blase wie
ein Pyramidenspiel - alles läuft bestens, bis
eben eines Tages nicht mehr genug
Leichtgläubige nachrücken. Damit ist der
Scheitelpunkt der Übertreibung erreicht.
Fortan fallen Kurse oder Immobilien bis zum
Tiefpunkt.
Was
sind reelle Marktpreise - woran erkannt man die
Übertreibung?
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Verlierer
der
Spekulationsblase:
1. Jeder, der zum überhöhten Preis etwas
kauft, befindet sich verständlicherweise auf
der Verliererseite.
Wer 300.000 Euro für ein Haus ausgibt, welches
bei einer neutralen Bewertung nur die Hälfte
kosten würde, lebt auf einem Pulverfass.
Sobald der Markt dreht, verliert er sein
Geld.
2.
Banken, die bei fallenden Preisen ihre Hypotheken
nicht zurückbezahlt bekommen, zählen
ebenfalls zu den Verlierern.
Leidtragende sind im Besonderen die
Bankangestellten und Aktionäre.
3.
Die Wirtschaft, der Staat und die Bevölkerung,
die nach dem Zerplatzen der Spekulationsblase den
geborgten Aufschwung mit einer Rezession bezahlen
müssen.
Gewinner
der
Spekulationsblase:
1. Der Verkäufer, der seine Immobilien (seine
Aktien) in der Hochpreisphase noch rechtzeitig
abstoßen konnte.
2.
Die Banken und Sparkassen, die ihr
Geschäftsvolumen durch die Kreditexpansion
erhöhen können und somit zumindest
zeitweise bessere Renditen einfahren.
3.
Die Makler und Banker, die durch den Boom satte
Courtagen und Boni einstreichen
können.
4.
Vorübergehend die Wirtschaft und Gesellschaft,
denn durch die sagenhafte Vermögensvermehrung
wächst die Neigung zu mehr Konsum und
zusätzliche Investitionen.
5.
Die Regierung, die mit ihrem inszenierten
Aufschwung zunächst bei der Bevölkerung
punktet.
Gewinner
und Verlierer:
Viele Marktakteure befinden sind sowohl in der
Täter- als auch in der Opferrolle.
Sie konnten ihr Häuschen zu einem
überhöhten Preis losschlagen, haben sich
dann aber gleichzeitig von dem Erlös ein
größeres Haus zugelegt.
Ein netter Gewinn steht somit einem noch
höheren Realverlust gegenüber.
Nicht
besser ergeht es den meisten anderen
Spekulationsgewinnlern.
Für die künstliche Wirtschaftsankurbelung
und dem vorgezogenen Konsum wird erst viele Jahre
später die Rechnung präsentiert. Aber
dann haben viele Spekulanten bereits kräftig
abgesahnt und Politiker ihre Profilierungssucht
ausgelebt.
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Finanzkrise
Phase
2
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Ursachen
und Folgen der Finanzkrise: 2. Akt
Das
Desaster beginnt:
Wenn
nun der überhitzte Markt einbricht und die
Immobilienpreise (Aktien) fallen, befinden sich
urplötzlich vorher gutsituierte brave
Bürger in der Schuldenfalle. Ihre
Vermögenswerte schmelzen dahin - die
Verbindlichkeiten aber bleiben bestehen und
können rasch die Habenseite
übertreffen.
Hinzu
kommt: Das Platzen der Blasen wird in der Regel
ausgelöst durch eine allgemeine Verteuerung
der Kredite.
Gerade in Ländern, in denen variable
Hypothekenzinsen üblich sind (wie in den USA),
wirkt sich dies fatal aus: Fallende
Häuserpreise gehen einher mit wachsenden
monatlichen Belastungen.
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Variablen
Zins verbieten!
Hypotheken mit variablem Zins gehören meines
Erachtens verboten. Ein variabler Zins ist ein
zusätzlicher Spekulationsfaktor.
In Niedrigzinsphasen werden unbedarfte Menschen zu
Investitionen verführt, die sie bei
10jähriger Zinsfestschreibung nie tätigen
würden.
Hätte
die US-Bank 2007 ihre Leitzinsen nicht so
überhastet angezogen, wäre es vermutlich
gar nicht zur Hypotheken- und globalen Finanzkrise
gekommen.
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Finanzkrise
Phase
3
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Ursachen
und Folgen der Finanzkrise: 3. Akt
Die
Doppelpackung: Der Zinsanstieg bremst den Konsum,
das nachlassende
Vermögend-sein-Wohlgefühl ebenfalls.
Wer
plötzlich mehr für seine Hypotheken
aufbringen muss, kann weniger konsumieren. Und wer
feststellt, dass seine ehemalige Guthabenbilanz
sich ins Minus verkehrt hat (Verschuldung
höher als eigene Vermögenswerte), wird
sich bei Neuanschaffungen notgedrungen
zurückhalten. Damit nimmt nun ein Teufelskreis
seinen verheerenden Lauf.
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Finanzkrise
Phase
4
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Ursachen
und Folgen der Finanzkrise: 4. Akt
Weniger
Konsum bedeutet verschärfte Konkurrenz und
Abbau von Arbeitsplätzen...
Wenn
der Absatz einbricht, verstärkt sich im Handel
und in der Produktion der
Verdrängungswettbewerb. Autobauer und
Autohändler versuchen dann zum Beispiel, mit
Rabattaktionen Kunden doch noch zum Kauf zu
animieren.
Dadurch sinken überall die Renditen - viele
Firmen rutschen trotz aller Anstrengungen in die
Verlustzone.
Die
Hersteller versuchen in ihrer Not, ihre Zulieferer
noch weiter im Preis zu drücken. Der
Preisverfall entwickelt sich zur Epidemie - die
Wirtschaft rutscht in eine Deflationsphase und die
Börsenkurse stürzen weiter ab.
Dies
verstärkt den Trend zur
Kaufzurückhaltung. Denn wenn das Preisniveau
rückläufig ist, zahlt sich ein wenig
Geduld häufig aus. Der Kunde hat Angst zu
früh (zu teuer) zu kaufen.
Die
fallenden Börsenkurse wiederum, deren
Bedeutung durch die aufgeregte
Medienberichterstattung weit übertrieben wird,
trägt zusätzlich zur
Kaufzurückhaltung bei.
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Finanzkrise
Phase
5
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Ursachen
und Folgen der Finanzkrise: 5. Akt
Viele
Firmen verlieren an Kreditwürdigkeit...
In
schwierigen Zeiten sind Finanzinstitute bei
Kreditvergaben zurückhaltender, denn das
Ausfallrisiko steigt natürlich.
Gleichfalls vorsichtiger werden die
Warenkreditversicherer, so dass schwächelnden
Firmen die notwendige Warenzufuhr ausgeht und deren
Lieferanten manche treuen Kunden
verlieren.
Wenn
Firmen durch den unerwarteten Absatzstau in ein
tiefes Loch fallen, trifft sie ein Kreditentzug
doppelt hart. Wegen des jahrzehntelangen
globalen Dumpingwettbewerbs fehlt es ihnen
häufig an Rücklagen, mit denen sie
Durststrecken überwinden könnten. Eine
neue Konkurswelle baut sich auf und die
Arbeitslosigkeit nimmt zu.
Andererseits
hat dieser Bereinigungsprozess auch etwas
Positives. Gerade schwächelnde Firmen neigen
dazu, sich mit Dumpingpreisen ewig über Wasser
zu halten. Firmen, denen das Wasser finanziell bis
zum Hals steht, unterbieten fast alles, um den
drohenden Konkurs abzuwenden oder
hinauszuzögern.
Schlechte Zeiten können solch notorische
Preisverderber selten überstehen. Und das ist
gut so, denn somit kann sich in der
anschließenden Konjunkturerholung ein
allgemein gesünderes Preisniveau
entwickeln.
Wenn
im Handel oder Handwerk Wettbewerber ausscheiden,
ist dies oftmals weniger tragisch als allgemein
angenommen, denn es kommt in der Regel nur zu einer
Verlagerung der Kapazitäten (die gesunden
Firmen profitieren von der Verringerung der
Konkurrenz).
Anders
liegt der Fall im produktiven Gewerbe und in der
Industrie. Wenn in diesem Bereich
Arbeitsplätze in der Rezession abgebaut
werden, gehen sie meistens unwiderruflich verloren.
Dann sind nämlich nicht die inländischen
Wettbewerber die Nutznießer der Bereinigung,
sondern die ausländische Billigkonkurrenz
(wegen fehlender Importzölle).
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Bei
der 2008 einsetzenden Banken- und Finanzkrise
vollzog sich dieser Schritt schon früher, weil
eine Reihe von Banken durch irrationale
Hypothekenaufkäufe selbst kaum mehr liquide
waren und sich ein Misstrauen der Banken
untereinander ausbreitete.
Dieser
Sonderfall erwies sich als Katalysator der Krise
und hat die Phase 5 vorgezogen - ändert aber
nichts am prinzipiellen Ablauf einer
Weltwirtschaftskrise.
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Finanzkrise
Phase
6
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Ursachen
und Folgen der Finanzkrise: 6. Akt
Leitzinssenkungen
und Kreditgarantien...
Was
macht ein Staat, dem eine Rezession ins Haus steht
und dessen Wirtschaft unter einer restriktiven
Kreditvergabe leidet? Natürlich: Es werden
zunächst einmal die Leitzinsen gesenkt und,
wenn die Finanzwelt wie 2008 selbst zum
Sanierungsfall geworden ist, auch noch
großzügige Bürgschaften an die
Banken vergeben.
Weder Leitzinssenkung noch Bürgschaften gibt
es zum Nulltarif. Wenn eine Bundesbank billige
Kredite an die Finanzinstitute vergibt, entstehen
womöglich hohe Verluste.
Grundsätzlich
bewirkt eine staatlich organisierte
Billigzinspolitik einen äußerst
riskanten Eingriff in die marktwirtschaftlichen
Kräfte:
1.
Es entsteht eine vorübergehende
Konjunkturbelebung auf Pump (wegen niedriger Zinsen
werden Investitionen, Bauvorhaben, Haussanierungen
usw. lediglich vorgezogen) - nach Erhöhung des
Diskontsatzes auf ein normales Niveau fallen viele
Branchen in ein tiefes Loch (es ist schwierig, sich
aus einer einmal angefangenen Niedrigzinspolitik
wieder zu befreien).
2.
Die Niedrigzinspolitik bedeutet letztlich nichts
anderes als eine kalte Enteignung der
Sparer. Bei einer Inflationsrate von 2 % und
einer Verzinsung von 0,5 % beträgt der
Realverlust in 20 Jahren bereits 26 %. Höhere
Inflationsraten bzw. niedrigere Guthabenzinsen
beschleunigen den Verfallsprozess.
3.
Niedrige Zinsen treiben viele Anleger (die der
schleichenden Enteignung ihres Vermögens nicht
untätig zuschauen wollen) in die
Spekulation, womit neuerliche Blasenbildungen
vorprogrammiert sind.
4.
Die kalte Enteignung der Sparer und Investoren
strapaziert die natürlichen
Heilungskräfte einer Marktwirtschaft. Die
Niedrigzinspolitik schafft viele Fehlanreize. Nur
um Geld halbwegs sinnvoll anzulegen werden zum
Beispiel Maschinen angeschafft, die zwar
Arbeitskräfte einsparen, bei normalen
Zinsniveau sich aber nicht rentieren
würden.
Auf diesen Weise entstehen dann zum Beispiel auch
immer wieder (trotz allgemein sinkender Kaufkraft)
neue gigantische Einkaufspaläste,
Outlet-Pseudostädte und
Erlebniswelten.
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Finanzkrise
Phase
7
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Ursachen
und Folgen der Finanzkrise: 7. Akt
Staatliche
Konjunkturprogramme sollen die Wirtschaft
ankurbeln...
Die
Regierungen in den einzelnen Staaten stehen vor
einer Herkulesaufgabe - sie sollen den Absturz der
Wirtschaft und eine aufkeimende Depression
verhindern, obwohl (wegen der Globalisierung)
Kommunen, Bundesländer und Staaten bereits
hochverschuldet sind und selbst in besseren Zeiten
ausgeglichene Staatshaushalte kaum
hinbekommen.
Der
Staat kann somit beim Konjunkturprogramm nicht
klotzen, sondern nur noch kleckern.
Wenn Leitzinssenkungen und Kreditbürgschaften
nicht ausreichen, um den Abschwung zu beenden, sind
weitere Maßnahmen notwendig.
Vor
allem aber Länder mit einer hohen Importquote
sitzen in der Falle. Würde in Deutschland
zum Beispiel der Konsum über Gutscheine oder
Steuernachlässe angekurbelt, müsste damit
gerechnet werden, dass etwa 70 Prozent des so in
den Markt gepumpten Geldes letztlich im Ausland
landen (wer in ein großes Kaufhaus geht wird
schnell erkennen, wie wenig Produkte noch als "Made
in Germany" durchgehen können), gespart oder
zur Schuldentilgung verwendet wird.
Wer
sich fragt, warum Deutschland im Gegensatz zu manch
anderen Staaten sich nach der 2008er-Krise bei der
Konsumankurbelung auf Pump zurückielt, sollte
diesen gravierenden Unterschied bedenken.
Wenn Deutschland als Import-Vizeweltmeister (nur
die USA mit vierfacher Einwohnerzahl importiert
noch mehr als Deutschland) sein Pulver (seine
Geldmittel) zu schnell verschießt, kann das
später böse Folgen haben.
Exportnationen
wie Deutschland sollten deshalb zunächst
einmal nur in die eigene Infrastruktur investieren,
also mehr Geld ausgeben für den
Straßenbau, für die Sanierung
öffentlicher Gebäude usw. Diese
Einseitigkeit hat allerdings den Nachteil, dass
viele notleidende Branchen damit nicht erreicht
werden können.
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Was
hat die Globalisierung mit der prekären
Finanznot der Staaten zu tun?
Es ist ganz einfach: Die Umkehr vom
üblichen Zoll-Protektionismus zum
Subventions-Protektionismus macht die Staaten arm
und das Kapital und die Konzerne zu den Herrschern
der Welt.
Anstatt
Geld über Zölle einzunehmen müssen
Subventionen gezahlt und Steuernachlässe
gewährt werden, um noch schlimmere
Produktionsauslagerungen ins Billigausland zu
vermeiden.
Außerdem
wachsen in den Industrieländern seit 1980
(also seit Beginn der Globalisierung) der Wohlstand
und damit auch die Steuereinnahmen nicht
mehr.
Zwar
steigt auch weiterhin die Produktivität (wegen
des technischen Fortschritts) - aber weder Staat
noch Bevölkerung profitieren davon - weil das
Geld in unkontrollierbare dunkle Kanäle
fließt (bei Spekulanten und in Steueroasen
landet).
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Finanzkrise
Phase
8
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Ursachen
und Folgen der Finanzkrise: 8. Akt
Was
tun, wenn alle Anstrengungen nicht
ausreichen?
Ob
die Maßnahmen der Regierungen greifen,
lässt sich in einem nahezu
unüberschaubaren vernetzten Weltmarkt
seriös kaum vorhersagen (weil die Bedingungen
in jedem Land anders sind und niemand weiß,
wie sich die unterschiedlichen Hilfsprogramme und
globalen Verflechtungen letztlich auswirken und
wann sich das Konsumverhalten wieder
normalisiert).
Der
Staat kann also abwarten in der Hoffnung, dass das
Notprogramm ausreichend und der Spuk bald
vorüber ist. Nur bei aktuell aufkommenden
Schwierigkeiten und sich abzeichnenden
Fehlentwicklungen wird er zusätzlich
reagieren.
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Aus
der Not eine Tugend machen...
Deutschland (und andere Länder
natürlich auch) hätten in dieser Notlage
die Möglichkeit, gleich zwei Fliegen mit einer
Klappe zu schlagen.
Würde
hierzulande eine Mehrwertsteuererhöhung um 3
oder 4 % angekündigt, hätte dies eine
belebende Wirkung, weil manche Anschaffungen
vorgezogen würden.
Voraussetzung wäre, dass die
Mehrwertsteuereinnahmen sinnvoll eingesetzt werden,
nämlich zur völligen Abschaffung der
Beiträge zur Pflegeversicherung und der
GEZ-Gebühren.
Dies
brächte gleich mehrere
Vorteile...
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Finanzkrise
Phase
9
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Ursachen
und Folgen der Finanzkrise: 9. Akt
Was
tun, wenn Haushaltsdefizit und Staatsverschuldung
immer weiter
anwachsen?
Wegbrechende
Steuereinnahmen und teure Konjunkturprogramme
stellen den Staat vor immer größere
Finanzierungsprobleme. Wenn die Krise anhält
und die Konjunktur nicht anspringt, wird es
wirklich eng.
Dann
bleiben dem Staat eigentlich nur noch
unpopuläre Notmaßnahmen:
Steuererhöhungen und/oder
Ausgabenkürzungen. Beide Maßnahmen
führen nicht nur zur Verringerung der
Kaufkraft (wirken also wirtschaftshemmend), sie
werden auch von den Betroffenen selten
widerstandslos hingenommen. Aufruhr und Proteste
seitens der Bevölkerung könnte der Krise
neue Nahrung liefern. Welche Notmaßnahmen
für Deutschland denkbar wären,
können Sie
hier
nachlesen.
Theoretisch
wäre noch eine dritte Problemlösung
möglich: Der Staat könnte die
Notenpresse anwerfen und sich dadurch
entschulden. Doch eine solche Geldvermehrung ist
ein gefährliches Vabanquespiel und könnte
leicht außer Kontrolle geraten.
Wer
die Notenpresse zur Konjukturbelebung und
staatlichen Schuldentilgung missbraucht,
zerstört wichtige merktwirtschaftliche
Grundprinzipien.
Es ergeben sich manipulierte Zinssätze
(abhängig von der Höhe des
Diskontsatzes), es erhöht sich die Gefahr der
Inflation (sobald die Wirtschaft wieder Tritt fasst
oder die Diskontsätze angehoben werden) und
neuer Spekulationsblasen (weil seriöse
Geldanlagen keine Renditen mehr abwerfen).
Außerdem verführt die Politik des
billigen Kunstgeldes viele Staaten zur weiteren
Schuldenaufnahme.
Wie eine staatlich veranlasste Geldschwemme zu
einer galoppierende Inflation ausarten kann, hat
Deutschland in den Jahren 1921 bis 1923 durchlebt.
Damals waren die Besitzer von Geldvermögen und
Staats- und Kriegsanleihen die großen
Verlierer - wer Schulden hatte, zählte zu den
Gewinnern.
Für
die Euro-Staaten scheint ohnedies eine
Schuldentilgung über die Notenpresse kaum
realistisch, weil eben die einzelnen Staaten
über keine eigene Währung mehr
verfügen und eine gemeinsame Aktion eine
Schulden-Transferunion heraufbeschwören
würde, die durch die Euro-Verträge
glücklicherweise ausgeschlossen ist. Oder
wird man sich auch daran nicht mehr erinnern
wollen?
Eigentlich
gibt es sogar noch einen vierten
Lösungsansatz. Der Staat könnte die
weitere Verschuldung in Kauf nehmen in der
Hoffnung, dass irgendwann die Konjunktur doch noch
anspringt. Aber auch diese Idee birgt große
Gefahren.
Denn es gilt: Je höher die Staatsverschuldung,
desto geringer das Vertrauen der Geldgeber - die
Zinslast für den Staat steigt.
Ausufernde Staatsverschuldungen erweisen sich zudem
als schwere Hypothek für die Zukunft, der
Gestaltungsspielraum engt sich ein, das Vertrauen
in den Staat und seine Volkswirtschaft lässt
nach, Leistungsträger verlassen das
Land. Denn
alle wissen: Am Ende droht bei zu hoher
Staatsverschuldung doch wieder die Entschuldung
über die Notenpresse.
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Finanzkrise
Phase
10
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Ursachen
und Folgen der Finanzkrise: 10. Akt
Wenn
alle Dämme brechen hilft nur noch der
Zollprotektionismus...
Zölle
wurden massiv von der Kapitallobby schlechtgeredet,
weil sie deren Machtbasis untergräbt.
Dabei wurden in der Vergangenheit
große
Weltkrisen
(die
durch einen vorausgegangenen zu starken weltweiten
Dumpingwettbewerb ausgelöst wurden), durch
eine Renaissance der Zollgrenzen behoben (auch wenn
die Kapitallobby diese Tatsache nicht wahrhaben
will).
Es
wird auch in der aktuellen Krise der letzte
Rettungsanker sein. Sollten alle Anstrengungen
nichts nützen, werden trotz aller heiligen
Schwüre viele Länder sich doch wieder an
dieses alte Erfolgsrezept erinnern.
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Exportnationen
sind besonders übel dran...
Wenn die Weltkonjunktur einbricht, sind es vor
allem die Exportnationen, die darunter leiden.
Vor allem solche Exportnationen, deren Wirtschaft
nur noch einen bescheidenen Anteil zur Versorgung
der eigenen Bevölkerung beiträgt.
Deutschland
produziert kaum noch alltäglich benötigte
Verbrauchsartikel wie Bekleidung, Schuhe, Handys,
Computer, Fernseher usw.
Auch in Krisenzeiten muss dies alles vom Ausland
eingeführt werden.
Die deutschen Export-Schwergewichte Fahrzeug und
Maschinenbau fallen dagegen wegen sinkender
Auslandsnachfrage stark zurück.
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Finanzkrise
Phase
11
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Ursachen
und Folgen der Finanzkrise: 11. Akt
In
einem überschaubaren Binnenmarkt kann sich die
Wirtschaft endlich wieder erholen...
Wird
die eigene Wirtschaft vom brutalen globalen
Dumpingwettbewerb abgekoppelt, kann sie endlich
wieder frei durchatmen und genesen.
Angemessene Importzölle, die den Welthandel
ja nicht unterbinden, sondern lediglich die
größten Wettbewerbsverzerrungen ein
wenig ausgleichen, erlauben vielen
Unternehmern, trotz höherer Löhne und
Steuern ihre Produktion aufrechtzuerhalten oder gar
neu aufzubauen.
Bei
angemessenen Zöllen als wirkungsvolle
Schutzbarriere gegen Dumpingimporte greifen auch
verbraucherfreundliche Konjunkturmaßnahmen
besser.
Werden in einem zollfreien Markt Steuern gesenkt
und der Konsum angekurbelt, verliert sich die
Anschubwirkung weitgehend, weil das
zusätzliche Geld häufig nur dem Kauf
weiterer Importprodukte dient.
Eine Importnation wie Deutschland stimuliert mit
einer Lohnsteuersenkung also hauptsächlich die
ausländische Konkurrenz.
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"Höhere
Zölle machen doch alles teurer..."
Wir alle kennen die Primitiv-Propaganda, nach
dem eine Anhebung der Zölle die Waren
verteuert und damit den Wohlstand mindert.
Dabei ist das genaue Gegenteil der Fall:
Höhere Zölle sichern der heimischen
Wirtschaft das Überleben und erhalten und
schaffen Arbeitsplätze.
Die
Unabhängigkeit vom globalen Dumpingwettbewerb
erlaubt eine Lohn- und Rentenentwicklung
entsprechend dem Produktivitätszuwachs - der
Wohlstand wächst, auch wenn vielleicht eine
Reihe von Importwaren teurer werden.
Der
regulierende Zoll erlaubt unserer Wirtschaft eine
Produktionsaufnahme selbst in den Bereichen, die
schon vor langer Zeit in Deutschland "ausgerottet"
wurden und hochnäsig als zu simpel für
unsere
"Herrenrasse"
eingestuft wurden (Bekleidung, Computer, Handys,
Haushaltsartikel, Büromaschinen
usw.).
Und
außerdem: Die höheren Zolleinnahmen
stellen keine zusätzliche Belastung für
die Bürger dar, weil dafür an anderer
Stelle Steuern und Sozialversicherungsbeiträge
gesenkt werden können.
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Finanzkrise
Phase
12
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Ursachen
und Folgen der Finanzkrise: 12. Akt
Es
folgen falsche Schuldzuweisungen...
Nach
geglückter Rettungsaktion und einer
Normalisierung der Wirtschaft und nach einer Phase
steigenden Wohlstands, verbunden mit einer
kontrollierbaren und überschaubaren Finanz-
und Wirtschaftswelt, wird die Kapitallobby wie
gehabt die Schuld für die überwundene
Weltwirtschaftskrise
dem
Protektionismus
(den Zöllen) anlasten.
So
wie es auch nach den Krisen in
den
1870er
und
1930er
Jahren
der Fall war. Wieder wird der Spieß umgedreht
werden und die Zölle, die das desolate
Wirtschaftsgefüge entflochten und die
verzerrten Märkte beruhigt und geheilt haben,
von der Kapitallobby als Teufelswerk verurteilt
werden.
Und
dann geht wieder alles von Neuem los: Mit allen
legalen und illegalen Mitteln (Propaganda,
Korruption, Bestechung) wird eine neue
Freihandelsrunde eingeläutet werden, so als ob
man aus den alten Krisen nie etwas gelernt
hätte.
Warum
das so ist, liegt auf der Hand
(siehe
Kapitalistisches
Ermächtigungsgesetz).
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Impressum
©
Manfred Julius Müller (unabhängiger, parteiloser
Wirtschaftsanalyst und Zukunftsforscher).
Erstveröffentlichung 2008
Grundwissen
im Widerspruch zu anerzogenen Mainsteam-Ideologien
Auch
die nachstehenden Links verweisen auf Seiten, die
nicht von staatlichen Institutionen, Global
Playern, Konzernen, Verbänden, Parteien, Stiftungen,
Gewerkschaften, Hilfsorganisationen, NGOs, der EU- oder der
Kapitallobby gesponsert und gehypt werden.
©
sämtlicher Texte: Manfred Julius Müller. Alle
Texte entstanden ohne Anwendung einer Künstlichen
Intelligenz (KI).
Der
Wandel von der Mediendemokratie zur Mediendiktatur
führte zum schleichenden Niedergang Deutschlands
"Alarm!
Alarm! In England fehlen Billiglöhner und
Lkw-Fahrer!"
Asyl:
Wie demokratisch sind die
Menschenrechte?
"In
den 1960er Jahren war die deutsche Wirtschaft auf
Gastarbeiter angewiesen!"
(Stimmt
das?)
"Der
aufkeimende Nationalismus war Schuld für die lange
Krise der 1930er Jahre!"
(kurze
Gegendarstellung)
Handelsbilanzüberschuss:
Wie ehrlich ist die deutsche
Handelsbilanz?
Gibt
es tatsächlich eine allgemeine
Marktsättigung?
Dienstleistungsgesellschaft
trotz Servicewüste?
Globalisierung,
Nullzinspolitik: Wie aufrichtig ist der
Spiegel?
"Die
Versailler Verträge waren unmaßgeblich für
den Aufstieg der Nazis!"
(Stimmt
das?)
Der
provozierte Ukrainekrieg und die Unschuld des Medienprofis
Selenskyj
Lohnentwicklung
in Deutschland: Alles wurde schlechter...
Anmerkung:
Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im
Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem
einzelnen Aufsatz können nicht jedesmal alle
Hintergründe und Grundsatzüberlegungen erneut
eingeflochten werden.
Bücher
von Manfred Julius Müller
Geht
es in unserer Demokratie am Ende nur um den Machterhalt der
etablierten Parteien? Damit sich an eingefrorenen
Grundsätzen (EU, Euro, Zollfreihandel,
Kriegsbeteiligungen, antinationale Multikulti-Ideologie
usw.) nichts ändert? Auch wenn dadurch sich der
seit
1980 anhaltende Niedergang
Deutschlands
weiter fortsetzt?
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