Ursachen und Folgen von Weltwirtschaftskrisen
Wie kann es sein, dass es immer wieder zu verheerenden Weltwirtschaftskrisen kommt? Lernt die Menschheit bzw. die Politik und die Wirtschaftswissenschaft denn gar nichts aus den Katastrophen der Vergangenheit? Sind sie alle belehrungsresistent? Ziehen sie am Ende gar die falschen Schlüsse?
Seit der im 19.
Jahrhundert beginnenden Industrialisierung gab es neben vielen
kleineren Rezessionen bis 2019 drei schwere
Weltwirtschaftskrisen:
1873 die sogenannte Gründerkrise,
1929 setzte die große Depression ein
und 2008 brach die Banken- und Staatsschuldenkrise aus (die
uns bis heute zu schaffen macht). Wie unterscheiden sich diese Krisen
voneinander, was haben sie gemeinsam? Und was kommt jetzt auf uns
zu, nach der Coronakrise?
Ursachen
und Folgen der Weltwirtschaftskrise 1873
Auslöser
für diese Krise waren auch damals eine überhitzte
Investitionstätigkeit und großzügig vergebene
Kredite, auf denen die Banken sitzen blieben. Hinter diesem
offensichtlichen Auslösefaktor steckt aber mehr: Schon damals
hatte man im Überschwang eines allgemeinen Freiheitsdranges auch
im Wirtschaftsbereich auf den Liberalismus gesetzt - auf einen
weltumspannenden Freihandel fast ohne Zölle.
In den Jahren zuvor waren in Deutschland durch die Reichsbildung
bereits die unzähligen inländischen Zollgrenzen der
Kleinstaaterei gefallen - was sich natürlich belebend auf die
deutsche Wirtschaft auswirkte. Diese
frühe Erfolgsgeschichte des Zollabbaus scheinen auch heute noch
viele Entscheidungsträger falsch zu deuten. Denn
durch den Wegfall der Binnenzölle ergab sich im gesamten
deutschen Kaiserreich ein homogener Wirtschaftsraum mit
gleichen Vorschriften, Steuergesetzen und Lohnniveaus. Diesen
innerdeutschen Freihandel auf Europa und die ganze Welt zu
übertragen in der Hoffnung, er würde sich in ähnlicher
Weise wirtschaftsfördernd auszahlen, erwies sich als
großer Trugschluss - weil eben die Produktionsbedingungen und
auch die Interessen der konkurrierenden Nationalstaaten sich
höchst unterschiedlich gestalteten.
Dieser erste weltweite Freihandel geriet daher zum Desaster, die
ohnehin schon niedrigen Hungerlöhne der Fabrikarbeiter wurden
durch den internationalen Wettbewerb weiter runtergedrückt -
was weltweit zu Kaufkraftverlust und Überproduktion führte.
Auch damals ging schon (wie heute) mit dem globalen Freihandel
(Zollfreiheit) eine folgenschwere Begleiterscheinung einher: Die
Verflechtung der Weltwirtschaft bedingte auch die Vernetzung der
Finanzströme und Banken. Der Staat verlor dadurch seine
Verfügungsgewalt über die Geldflüsse - die
Realwirtschaft wurde zunehmend unkontrollierbar, weil
ausländische Spekulanten und Finanziers immer mehr Macht und
Einfluss erlangten.
Die
Folgen der Weltwirtschaftskrise 1873
Indes
haben die damaligen Politiker richtig reagiert, sie haben ihre Fehler
erkannt und das unkontrollierbare wirtschaftliche Treiben der
globalen Frühindustrialisierung
über
eine Anhebung der Einfuhrzölle
eingedämmt.
Dadurch
konnten die Löhne in den einzelnen Nationalstaaten wieder
steigen, es erhöhte sich die allgemeine Kaufkraft der
Bevölkerung, die Wirtschaft kam in Schwung. Besonders hohe
Einfuhrzölle erhob damals übrigens die USA, die vermutlich
nicht zuletzt aus diesem Grund rasch zur führenden Supermacht
aufstieg (auch aufgrund der Schutzzölle waren die
Lebensbedingungen dort oft besser als in Europa, was einen
Einwanderungsboom auslöste).
Ursachen
und Folgen der Weltwirtschaftskrise 1929
Die
Situation vor der Ende Oktober 1929 einbrechenden
Weltwirtschaftskrise ähnelte in verblüffender Weise der vor
der Gründerkrise 1873. Wiederum war die Politik einer Art
Globalisierungswahn erlegen - also übertriebener Verzicht auf
Zölle nach dem Motto "es lebe der totale Freihandel".
Spekulanten und Kapitalisten hatten nämlich längst
begriffen, dass der weitgehende Verzicht auf Importzölle ihnen
unbegrenzte Möglichkeiten bot (Kapitalistisches
Ermächtigungsgesetz).
Wiederum führte die allgemeine Zollächtung zu den bereits
bekannten Abläufen: Weltweite Unterbietungskonkurrenz bei der
Produktion und undurchschaubare Verzahnung der
Finanzwelt. Die
unkontrollierbaren Kredit- und Bankgeschäfte führten auch
diesmal zu irrationalen Spekulationen vor allem an den amerikanischen
Börsen. Auslösender Moment (aber eben nicht Ursache) war
das Platzen dieser Aktienblase (die Kurse fielen innerhalb von 2
Jahren um 90 %).
Die
Folgen der Weltwirtschaftskrise 1929
Die
Panikstimmung an der New Yorker Börse übertrug sich in
Windeseile auch auf die überseeischen Finanzzentren. In den
führenden Industrienationen brach die Wirtschaft ein. Alles ging
bergab: die Vermögen der Aktionäre lösten sich rasch
in Luft auf (die meisten Aktien waren auf Pump gekauft), die
Kaufkraft stürzte ab, Firmen wurden ihre Waren nicht mehr los,
gingen pleite oder mussten weite Teile der Belegschaft entlassen, die
Löhne sanken und die Massenarbeitslosigkeit setzte ein.
Auch in dieser Krise haben viele Regierungen richtig reagiert: Sie
kurbelten die Konjunktur über staatliche Programme an
(investierten hauptsächlich in die Infrastruktur des Landes)
und erhöhten gleichzeitig die Zölle. Neben den USA
beschritt
vor
allem Deutschland
bis
1933 einen Sonderweg: Die Regierung Brüning kürzte die
Staatsausgaben (selbst die Arbeitslosenunterstützung wurde
dramatisch abgesenkt) zwecks Haushaltskonsolidierung und um
(über sinkende Preise) die Exporte anzukurbeln. Anzunehmen ist,
dass Brüning mit seiner harten Deflationspolitik auch das Ziel
verfolgte, die Unerfüllbarkeit der von den Siegermächten
geforderten Reparationszahlungen zu belegen.
Dass
angesichts des unvorstellbaren Massenelends in der Weimarer Republik
in den Novemberwahlen 1932 die NSDAP ein Drittel der
Wählerstimmen einfing, ist meines Erachtens wenig
verwunderlich. Denn
Hitler war es schließlich, der ein plausibles Konzept
zur Behebung der Massenarbeitslosigkeit anbot (staatliche
Investitionsprogramme). Tatsächlich war das Wirtschaftsprogramm
der Nazis erfolgreich. Innerhalb von wenigen Monaten sank 1933 die
Zahl der offiziellen Arbeitslosen von 6,2 auf 3,7 Millionen, nach
nur drei Jahren konnte die Vollbeschäftigung vermeldet
werden.
Nur zur Erinnerung: Der Bundesrepublik ist es trotz teurer
Konjunkturprogramme und einer ausufernden Billiggeldschwemme
in den letzten 50 Jahren nicht gelungen, zur Vollbeschäftigung
zurückzukehren. Seit den 1960er Jahren haben sich sogar die
offiziellen Arbeitslosenzahlen verzehnfacht (statt 250.000 gibt es
heute über 2,5 Millionen Erwerbslose). Und im Gegensatz zu
früher verbirgt sich heute in der verdeckten
Arbeitslosigkeit
ein weiteres Kapitel brach liegender Erwerbstätigkeit (als
weiterer Beweis für die massiven Fehlentwicklungen und
Verschleierungen).
Geschichtsklitterung
Nun
kommen manche Historiker immer wieder mit dem Einwand, Hitlers auf
Pump finanzierte Wirtschaftsankurbelung sei unseriös gewesen,
die Staatskredite hätten niemals zurückgezahlt werden
können. Daraus wird abgeleitet, Hitler habe von vornherein
einen Eroberungskrieg geplant, um sich so seiner Staatsschulden zu
entledigen. Ich halte diese Theorie für lächerlich!
Schließlich haben andere Staaten auch im großen Stil
Konjunkturprogramme aufgelegt, deren Finanzierung nicht weniger
heikel war. Planten diese Länder etwa auch die Tilgung über
einen Eroberungskrieg? Dann erscheint die Kriegserklärung von
England und Frankreich an Deutschland in einem ganz neuen Licht.
Wie abenteuerlich sind dann erst die heutigen Konjunkturprogramme und
Staatsschulden, zum Beispiel die der USA und Japan. Machen diese
Staaten sich ernsthafte Gedanken, wie sie das alles jemals
zurückzahlen können?
Eine Rückzahlung der Nazi-Staatsanleihen wäre auch ohne Krieg kein sonderliches Problem gewesen - notfalls hätte man die Notenpresse angeschmissen (schon viele Staaten haben auf diese Weise sich ihrer Altlasten entledigt). Verlierer sind in einem solchen Fall hauptsächlich die Besitzenden, deren Barvermögen entwertet wird (wie in Deutschland nach dem 1. Weltkrieg). Historiker die behaupten, eine Diktatur wie die der Nazis hätte nur mit Hilfe eines unberechenbaren kostspieligen Krieges die überwiegend inländischen Schulden an die eigenen Bürger begleichen können, scheinen vom Geldwesen wenig zu verstehen oder versuchen bewusst, Geschichtsklitterung zu betreiben. Nebenbei bemerkt: Auch hohe Auslandskredite erfordern keinen Krieg - notfalls erklärt sich der überschuldete Staat für zahlungsunfähig (Griechenland wurden in den letzten Jahren über 100 Milliarden Euro erlassen).
Geschichtsverfälschung
auch bei der Zollanhebung?
Auch die
Folgen der ab 1930 allmählich einsetzenden allgemeinen
Zollanhebungen werden auffallend einseitig dargestellt.
Natürlich wurde durch diesen Trend der Export stark
zurückgedrängt. Aber sich allein auf diesen Absatzverlust
zu konzentrieren erscheint mir mehr als dümmlich. Denn der
nachlassende Konkurrenzdruck von außen hat im Gegenzug
zur Stimulierung der Binnenwirtschaft beigetragen - also zu einer
Normalisierung der Marktwirtschaft. Zwar wurde der in Fahrt gekommene
Abwärtstrend durch die neuen Zollmauern nicht abrupt gebremst
(wie sollte er auch), aber es wurde immerhin eine gesunde
wirtschaftliche Basis geschaffen, worauf die Unternehmer bauen
konnten. In
der Gewissheit, dass von außen nicht mehr über
Dumpingpreise quergeschossen wird, konnten die Investoren wieder
Vertrauen schöpfen. Das Spiel der marktwirtschaftlichen
Kräfte war für sie wieder überschaubar bzw.
kalkulierbar.
Warum wird auch heute noch der Protektionismus der 1930er Jahre
derart verteufelt? Die Antwort ist einfach: Es stecken einfach zu
viele Interessen dahinter. Der
Freihandel ist für alle Spekulanten und Kapitalisten
Voraussetzung für abnorme Gewinne.
Also
werden historische Ereignisse gerne für Propagandazwecke
missbraucht. Die Geschichte wird so umgedeutet, wie man es gerne
haben möchte - wohl wissend, dass die heutige Bevölkerung
die komplexen Zusammenhänge der damaligen Zeit kaum durchschauen
wird.
Warum
war die Sowjetunion von der Weltwirtschaftskrise nicht betroffen?
Obwohl
die Sowjetunion wie Deutschland an den Folgen des 1. Weltkrieges litt
und gleichfalls Anfang der 1920er Jahre eine Hyperinflation zu
bewerkstelligen hatte, wurde sie als einzige Industrienation von der
Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre nicht erfasst. Weil sie eben
nicht vom Ex- und Import abhängig war und auch nicht vom
ausländischen Finanzkapital.
Ursachen
und Folgen der Finanz- und Staatsschuldenkrise ab
2008
Die
auslösenden Momente für die Finanzkrise 2008 sind
hinreichend bekannt: Eine durch ungesicherte Billigkredite
aufgeblähte Immobilienblase in den USA brachte den Ball ins
Rollen. Aber
auch hier liegen die eigentlichen Ursachen tiefer verborgen: Dem
Bankenzusammenbruch voraus lag eine drei Jahrzehnte andauernde
Freihandelsphase.
Diesmal hatte der weitgehende Verzicht auf Importzölle besonders
starke Auswirkungen, weil wie noch nie in der Geschichte zuvor
völlig
gegensätzliche Lohnniveaus
aufeinanderprallten, in dessen Folge in den alten
Industrieländern arbeitsintensive Produktionsbereiche weitgehend
vernichtet wurden. Die Arbeitskosten in den Hochlohnländern
lagen um den Faktor zehn bis zwanzig über denen der
aufstrebenden Schwellenländer. So kam es natürlich wie es
kommen musste: Lohnintensive Arbeiten wurden ins Billiglohnland
exportiert, während es bei den (oft nur über Subventionen
geretteten) restlichen Industriearbeitsplätzen einen steten
Lohnabbau gab.
In einem großen Weltmarkt kommt es also (welch Wunder) zu einer allmählichen Lohnangleichung: Bei den einen geht es nur noch bergab, während in den Schwellenländern ganz langsam die Löhne ansteigen. Dieser Anpassungsprozess (eine der entscheidenden Ursachen der Weltwirtschaftskrise) würde sich theoretisch etwa über 100 bis 200 Jahre hinziehen, wenn nicht den alten Industriestaaten vorher die Luft ausgeht (wofür es schon jetzt ernste Anzeichen gibt).
Vertuschung
der Folgen
Das
wahre Ausmaß dieses steten Negativtrends wurde von den
einzelnen Regierungen bislang geschickt vertuscht, indem zum Beispiel
Arbeitslose in die Frührente, in ABM-Maßnahmen oder
subventionierte Minijobs abgeschoben wurden. Ehrlich gerechnet fehlen
in Deutschland mindestens zehn
Millionen Vollzeitjobs,
statistisch
sind es derzeit gerade einmal drei Millionen. Auch bei der
Lohnentwicklung wird kräftig getrickst - es wird
verheimlicht, dass es trotz steten
Produktivitätswachstums seit 1980 bergab geht. Möglich
sind diese Verschleierungen, weil die genialen technischen
Fortschritte uns heute trotz aller politischer Fehler (trotz des
Freihandels) immer noch einen recht hohen Wohlstand bescheren. Dass
der Lebensstandard heute allgemein
auf
doppelter Höhe wäre,
wenn man alles beim alten gelassen und die Zölle nicht
rigoros abgesenkt und auch auf die EU verzichtet hätte, wird
von den Bürgern selten wahrgenommen. Auch weil das Vertrauen in
die von der Kapitallobby betriebenen Medien immer noch ungebrochen
ist.
Dem
Freihandel folgten auch diesmal wieder die Finanzmärkte
Auch
in einem anderen Punkt wiederholte sich die Geschichte: Die
maßlose "internationale
Arbeitsteilung"
führte, wie schon bei den beiden Weltwirtschaftskrisen
zuvor,
wiederum
zu einer unkontrollierbaren Aufblähung und Verschmelzung der
Finanzmärkte
und
zu irrationalem Verhalten bei der Kreditvergabe. In
einer auf den Binnenmarkt ausgerichteten Volkswirtschaft würde
es dagegen keiner seriösen Bank einfallen, ungeprüfte
dubiose Hypothekenpakete aus fernen Erdteilen aufzukaufen.
Folgen
der Weltwirtschaftskrise 2008:
Zunächst
einmal scheint das Schlimmste überstanden. Mit gigantischen
Konjunkturprogrammen, Bankbürgschaften und Zinsverbilligungen
wurde der drohende Zusammenbruch der Weltwirtschaft vermieden. Doch
ist man damit tatsächlich über den Berg? Kann jede
Weltwirtschaftskrise heute ganz einfach über eine staatliche
Geldschwemme überwunden werden? Ist es so einfach? Oder
führt die staatliche Intervention auf Pump geradewegs in die
nächste Krise,
in
eine globale Staatsschuldenblase? Die
positiven Aspekte: Eines stimmt beruhigend: Ein Massenelend wie zu
früheren Zeiten scheint eher unwahrscheinlich, einfach weil die
Produktivität sich inzwischen vervielfacht hat. Schwer
vorstellbar, das bei dem heutigen hohen technologischen
Entwicklungsstand die Menschen in der westlichen Welt frieren oder
hungern. Beruhigend auch, dass das angesammelte Privatvermögen
in den Hochlohnländern bei weitem die staatliche Verschuldung
übersteigt - es ist also durchaus noch genug finanzielle Kraft
und Substanz in den westlichen Industrieländern
vorhanden.
Aber wie stoppt man die Staatsverschuldung, wie erfolgt die Tilgung, wie die Haushaltskonsolidierung? Die noch unbeantwortete Frage lautet, wie man trotz Mindereinnahmen mit der höheren Staatsverschuldung und den explodierenden Sozialkosten fertig wird. Werden die Euroländer das Finanzproblem über die Notenpresse lösen wollen? Was wird, wenn die EZB ihre ehernen Geschäftsgrundlagen aufgibt und Staatsanleihen aufkauft? Eine Geldmengenvermehrung über die Notenpresse geht üblicherweise einher mit einer Geldentwertung und steigenden Zinsen. Dieser natürliche Ablauf kann aber durch eine staatlich manipulierte Niedrigzinspolitik eine ganze Weile aufgehalten werden. Sparguthaben und Lebensversicherungen würden dann schleichend entwertet, ohne dass die breite Bevölkerung es groß mitbekommt.
Ursachen
und Folgen der Coronakrise 2020
Die auslösenden Ursachen dieser sich neu anbahnenden Krise sind bekannt. Das Coronavirus zwang weltweit zu vorübergehenden Betriebsstilllegungen, die globalen Lieferketten wurden damit unterbrochen, so dass die Produktion nur stockend wieder in Gang kommt. Immerhin haben jetzt sogar viele Politiker gemerkt, in welche Abhängigkeit ihr Staat von der internationalen Arbeitsteilung geworden ist. Eiligst gelobt man Besserung, sogar Medikamente und Atemmasken sollen wieder vermehrt im Inland hergestellt werden. Und selbst Konzernchefs lernen, wie ätzend es sein kann, wenn Maschinen stillstehen, nur weil einige Zulieferkomponenten, Schräubchen oder Plastikteilchen aus dem Ausland nicht angeliefert werden. Aber diese Planungsfehler werden bekanntlich größtenteils über den Steuerzahler ausgebügelt (über das Kurzarbeitergeld, Subventionen, Hilfskredite usw.).
Die
späteren Folgen der Weltwirtschaftskrise 2020:
Allgemein
hofft man, dass sich die Lage schnell wieder beruhigt und bereits in
zwei Jahren das Leistungsniveau von 2020 erreicht wird. Und die
Hunderte Milliarden Euro, die man nun zwecks Schadensbegrenzung und
Konjunkturankurbelung verballert, werden halt über neues Geld,
neue Schulden und eine ewig anhaltende Null- oder Minuszinsphase
finanziert. Am Ende finanzieren dann (so hofft man wohl) die dummen
Sparer und Eigner von Lebensversicherungen das große
Desaster.
Aber man wird sehen: Mit dieser unmoralischen und höchst
unfairen Einfallslosigkeit wird man die Zukunft nicht meistern
können. Die Billiggeldschwemme zerstört die Reste
unserer ohnehin kaum noch erkennbaren Markwirtschaft. Mit der
Billiggeldschwemme sind bestenfalls kurzfristige Scheinerfolge zu
erzielen. Der große Wumms ist nicht mehr als ein hochriskantes,
unseriöses Billionenpokerspiel, das die Gesetze des Anstands und
der Vernunft auf den Kopf stellt und zwangsläufig in einer
Katastrophe enden muss, wenn nicht gleichzeitig die eklatanten
Systemfehler des Kasinokapitalismus angegangen werden, von denen
bislang mit keinem Wort die Rede ist. Im Gegenteil: Die
Verschwörungstheoretiker sind gerade wieder dabei, vor einem
Ende der Globalisierung (des Zollfreihandels) zu warnen. Sie erlauben
(ach wie großzügig) lediglich ein paar kleine
Korrektürchen.
Wie in den drei zuvor beschriebenen Krisen erweist sich der Zollfreihandel jedoch auch heute noch als absolutes Grundsatzübel. Eine Volkswirtschaft kann nicht genesen, wenn über eingeführte Billigimporte der faire Wettbewerb nahezu ausgeschlossen wird! Wie soll ein deutscher Produzent konkurrieren mit einem Hersteller aus Polen oder Vietnam, wenn er seinen Leuten den fünffachen Lohn zahlen und zudem noch hohe Umwelt- und Sozialstandards einhalten muss? Unter solchen Unrechtsbedingungen ist es ausgeschlossen, der Massenarbeitslosigkeit Herr zu werden! Dann helfen nur noch Verschleierungstricks (Kurzarbeit, Frührente, Aufblähung des Sozialapparates usw.), finanziert über die sagenhafte Null- bzw. Minuszinspolitik. Bilanzkosmetik und Geldmanipulation bis zum bitteren Ende.
Es schaut ganz so aus, als hätten starrköpfige Meinungsbildner und Entscheidungsträger, die aus den Krisen der Vergangenheit so gut wie nichts gelernt haben, immer noch das Sagen. Nicht nur in Europa, sondern fast überall (China einmal ausgenommen). Weil weltweit das Großkapital nur die ureigenen Interessen vertritt und darauf vertrauen kann, dass im Notfall immer der Staat (der Steuerzahler) alles ausbaden muss.
Die
Sanktionen wegen des Ukrainekrieges verschärfen die Lage!
War das
wirklich nötig? Musste unsere Regierung nach dem Einmarsch
russischer Truppen in die Ukraine Sanktionen gegen Russland
verhängen? Sanktionen, die im höchsten Grade
selbstzerstörerisch wirken (Deutschland weit mehr schaden als
Russland)? Im Jahr 2003 überfielen US-Truppen
völkerrechtswidrig die USA (wobei ca. 40.000 iraktische
Soldaten und schätzungsweise 400.000 Zivilisten umkamen).
Deutschland hat damals gegen die USA keine Sanktionen
verhängt und natürlich auch dem Irak keine schweren
Panzer geliefert. Warum ausgerechnet jetzt, in einer ohnehin schon
schwierigen Situation, dieser Gesinnungswandel? Meint man wieder
einmal, mit neu generiertem Billiggeld alle ökonomischen
Gesetze überwinden zu können? Ist einem nichts mehr
heilig? Wäre
es nicht vielleicht besser gewesen, wenn Deutschland sich auch dieses
Mal aus dem unseligen Krieg herausgehalten
hätte?
Der deutschen Bevölkerung wurde versichert, dass aufgrund der
Sanktionen Russland binnen eines Monats pleite wäre. Jetzt
währt der Krieg schon ein halbes Jahr und kein Ende ist in
Sicht. Glaubt jemand wirklich noch, dass sich die
Unterstützung der Ukraine auszahlt, dass die Ukraine Russland
bezwingen kann und die großen Opfer, die die Ukrainer erleiden
mussten, nicht vergebens waren? Hat die Unterstützung des
Westens nur einen Kampf angestachelt, der von vornherein aussichtslos
war?
Generelle
Ursachen und Folgen der Weltwirtschaftskrisen Was
also beim Vergleich der drei großen
Weltwirtschaftskrisen immer wieder auffällt: Vor der
Krise gab es jedesmal ein lange Phase des Freihandels
(Zollverzichts), die zum übertriebenen Dumpingsystem
führte und in vielen Ländern ganze Industrien
ausrottete. Einhergehend mit diesem Vernichtungswettbewerb
eskalierten die internationalen Finanztransaktionen, die das
gesamte Wirtschaftsgeschehen undurchschaubar und zum
Eldorado von Glücksrittern und Spekulanten
machten.
Weitere
Betrachtungen zu diesem Thema:
Wie
verlaufen Finanzkrisen?
(ausführliche Abhandlung)
Die
Systematik der Konjunkturzyklen und
Wirtschaftskrisen
Braucht
die Welt Kryptowährungen?
Zustimmende Beurteilung dieses Artikels:
Ablehnende Beurteilung dieses Artikels (ich bin ganz anderer Meinung als Manfred J. Müller):
Eine
herzliche Bitte: Sollte Ihnen dieser Artikel
(https://www.das-kapital.eu/weltwirtschaftskrise-ursachen-folgen.html)
gefallen haben, empfehlen Sie ihn bitte weiter. Denn nur die
allgemeine Aufklärung der Bevölkerung ebnet den Weg
für notwendige Veränderungen. Es dankt Ihnen Manfred J.
Müller
Startseite
www.das-kapital.eu
Impressum
© Dieser Text ist die Zusammenfassung einer Studie des
unabhängigen, parteilosen Wirtschaftsanalysten und Publizisten
Manfred J. Müller aus Flensburg.
Erstveröffentlichung
Juni 2009 (aber auch heute noch aktuell). Coronanachtrag 8.
Juli 2020.
Anmerkung:
Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im
Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen
Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und
Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.
Bücher
von Manfred J. Müller
Man
kann nicht ständig das, was der normale Menschenverstand und die
Mehrheit der Bevölkerung für gut und richtig befinden, als
rechten Populismus abtun. Täte man dies, wäre nur noch eine
gegen das Volk gerichtete Politik legitim. Das wäre jedoch eine
Perversion der Demokratie!